Verbessern Kinder ihre mathematischen Fähigkeiten, wenn sie im Vorschulalter mathematische Spiele spielen? Studien belegen, dass dies der Fall sein könnte. Im Folgenden gebe ich eine Anleitung zum Nachbauen von Spielen, mit denen Kinder bereits nach 60-80 Minuten Spielzeit ihre mathematischen Fähigkeiten verbessern können. Außerdem erörtere ich den potenziellen pädagogischen Nutzen des traditionellen Brettspiels „Schlangen und Leitern“.

Mit diesem selbstgemachten Mathematikspiel für Vorschulkinder für 2 bis 4 Spieler kommst du ins Ziel.

Mathe-Spiel: The Great Race

Das Spiel „The Great Race“ für Vorschulkinder wurde von Forscher/innen entwickelt, um kleinen Kindern zu helfen, ein Gespür für Zahlen zu entwickeln. Sie prüften das Spiel an Vorschulkindern, die Probleme mit Zahlen hatten, und nach nur 4 Spielen, die insgesamt weniger als 80 Minuten dauerten, machten die Kinder in vier Bereichen erhebliche und dauerhafte Fortschritte:

  • Zahlerkennung
  • Zählen
  • Schätzung von Zahlenreihen (bei der ein Kind die Position einer Zahl auf einer Linie markieren soll)
  • Vergleich von Zahlenwerten (ein Kind wird aufgefordert, die größere von zwei Zahlen zu wählen)

Wie geht das? Es funktioniert mit Spielmaterialien, die du aus Pappe, farbigem Bastelpapier und ein paar Büroartikeln selbst herstellen kannst.

Für das Spielbrett brauchst du:

  • ein Stück Karton oder dickes Pappmaterial, das mindestens 20 cm groß ist
  • buntes Papier in verschiedenen Farben oder verschiedene farbige Stifte
  • eine Schere
  • Kleber und / oder Klebeband

Außerdem brauchst du ein Drehrad, das du aus folgenden Materialien herstellen kannst:

  • Karton oder Pappe
  • eine Schere
  • einen Filzstift
  • eine Büroklammer
  • eine Musterbeutelklammer

Zum Schluss brauchst du noch ein paar Spielfiguren. Diese kannst du von einem anderen Brettspiel nehmen oder du kannst kleine Spielzeuge verwenden.

So baust du das Spielbrett und das Drehrad:

Der Grundriss ist ein einfacher, geradliniger Streifen – eine Reihe von 12 Spielfeldern oder Quadraten, die ungefähr gleich groß sind. Du kannst diese Spielfelder entweder aus Quadraten aus farbigem Bastelpapier herstellen (und sie auf den Karton kleben) oder deine Spielfelder mit bunten Filzstiften direkt auf den Karton zeichnen.

Wenn du eine Reihe von 12 Feldern erstellt hast, beschrifte das erste Feld mit „Start“ und das letzte Feld mit “ Ziel“. Beschrifte dann die restlichen Felder mit fortlaufenden Nummern, so dass das erste Feld nach „Start“ mit „1“ beschriftet ist, das nächste Feld mit „2“, nach Nummer 10 kommt das Ziel.

Für das Drehrad brauchst du eine kreisförmige Fläche, die in mindestens vier gleiche, kuchenförmige „Stücke“ aufgeteilt ist. Diese können auf ein Stück Karton oder Pappe gezeichnet werden. Schreib Zahlen in jedes Feld, abwechselnd „1″ und „2″.

Es gibt verschiedene Methoden, um die Aktion des Spinnens zu erzeugen. Die folgende Methode ist einfach und funktioniert mit einer Büroklammer. Zuerst stichst du ein Loch in die Mitte deines „Kuchens“.

Als Nächstes platzierst du eine Büroklammer so, dass ein Ende über dem Loch liegt. Stecke das längliche Ende einer Musterbeutelklammer durch die Büroklammer und das Loch und befestige die Büroklammer auf der Rückseite deines Drehrads, indem die Enden flach gebogen werden.

Jetzt solltest du einen funktionsfähiges Drehrad haben. Deine Büroklammer sollte sich beim Anstubsen ungehindert um den Mittelpunkt bewegen. Falls sie zu fest sitzt, kannst du die Klammer nach Bedarf anpassen.

Mit deinen Spielfiguren, dem Brett und dem Drehrad bist du nun bereit für ein Spiel.

So wird gespielt:

Die Spieler/innen fangen an, in dem sie ihre Spielfiguren auf das Startfeld legen. Dann sind die Spieler/innen an der Reihe. Jede Runde sieht so aus:

  • Du drehst das Drehrad und sagst die Zahl, auf der es landet.
  • Bewege die Spielfigur entsprechend. Wenn das Drehrad zum Beispiel auf der „1“ landet, bewegst du deine Spielfigur einen Schritt vorwärts.

Und nun das Entscheidende:

Wenn die Spieler/innen ihre Spielsteine bewegen, sagen sie nicht die Anzahl der Schritte, die sie vorwärts bewegen. Stattdessen verwenden sie eine Taktik, die sich „Weiterzählen“ nennt: Sie rufen die Zahlen der Felder auf, durch die sich die Spielfigur bewegt.

Nehmen wir zum Beispiel an, wir sind mitten im Spiel, und wenn ich an der Reihe bin, steht mein Spielstein auf dem Feld „2″. Ich drehe eine „2″, also bewege ich meine Spielfigur zwei Felder vorwärts. Doch während ich meine Spielfigur vorwärts bewege, sage ich nicht „eins, zwei“. Ich benenne jedes Feld, das ich durchquere: „Drei, vier.“ Wenn ich bei meinem nächsten Zug eine „2″ drehe, bewege ich meine Spielfigur und sage: „Fünf, sechs!“

Das ist ein bisschen kompliziert und Kinder vergessen diese Regel manchmal. Wenn die Kinder einen Fehler machen oder den Namen einer Zahl vergessen, kannst du sie daran erinnern und ihnen helfen, den Zug fehlerfrei zu wiederholen.

Gewonnen hat derjenige, der seine Spielfigur als Erster ins Ziel bringt.

Mehrere Spiele hintereinander spielen

Ein einziges Spiel kann innerhalb weniger Minuten abgeschlossen werden, daher ist es leicht, mehrere Spiele hintereinander zu spielen. Und genau das machten die Forscher/innen, um ihre Resultate zu erzielen: Die Kinder spielten alle paar Tage 4 oder 5 Spiele hintereinander.

Zahlenschlacht: Ein selbstgemachtes Kartenspiel für Kindergartenkinder

Brettspiele sind nicht die einzige Möglichkeit, um Zahlen spielerisch zu lernen. Forscher/innen haben dieses Kartenspiel (genannt „Schlacht„) mit 4-Jährigen getestet und festgestellt, dass es auch Vorschulkindern helfen kann, ein besseres Zahlenverständnis zu entwickeln. Nach nur vier 15-minütigen Einheiten – verteilt über einen Zeitrahmen von drei Wochen – verbesserten sich die Kinder deutlich in ihrer Fähigkeit, Größenverhältnisse zu beurteilen. Kinder, die zuvor ihren Altersgenossen hinterherhinkten, holten nun ihren Rückstand vollständig auf.

Was wird gebraucht?

Für dieses Spiel brauchst du einen Satz Spielkarten. Die Karten haben eine ähnliche Größe wie normale Spielkarten und die Rückseite sieht gleich aus.

Aber auf der Vorderseite jeder Karte steht eine bestimmte Anzahl (von 1 bis 10). Diese wird sowohl mit Zahlen als auch mit einer Reihe von Punkten dargestellt, die der Zahl entsprechen.

Du brauchst insgesamt 40 Karten – 4 Exemplare jeder Menge. Zum Beispiel brauchst du 4 Karten für die Zahl „1″, 4 Karten für die Zahl „2″, und so weiter.

In der Studie zeigten die Forscher/innen die Zahlen jeder Karte zweimal an (in der oberen linken und unteren rechten Ecke). Die Punkte waren in der Mitte der Karte platziert.

Wie wird gespielt?

In der Studie wurde jedes Spiel von nur zwei Personen gespielt – einem Erwachsenen und einem Kind. Der Erwachsene teilt die Karten auf zwei Stapel zu je zwanzig Karten aus, einen pro Spieler/in. Die Karten werden verdeckt aufgestapelt.

Als Nächstes deckt jede/r Spieler/in die erste Karte in ihrem/seinem Stapel auf. Die Spieler/innen lesen die Zahl auf ihren Karten laut vor. Wenn das Kind die Zahlen nicht lesen kann, zeige ihm stattdessen, wie es die Punkte zählen kann. Fordere das Kind dann auf, zu sagen, welche Zahl höher ist.

Das Kind sollte zum Beispiel sagen, dass 5 größer ist als 3.

Wenn das Kind Schwierigkeiten hat, das zu beurteilen – oder die Antwort nicht richtig ist – ermutige es, sich die Punkte jeder Karte genau anzusehen. Was scheint mehr zu sein? Stelle immer wieder Fragen und begleite dein Kind durch die Aufgabe, bis es die richtige Antwort herausfindet.

Sobald dein Kind die Zahlenwerte erkannt hat, nimmt der Spieler mit der höheren Karte beide Karten und legt sie auf einen speziellen Stapel. Dann deckt jede/r Spieler/in eine neue Karte seines Stapels auf, und wieder nennen die Spieler/innen die Zahlen auf ihren Karten und bestimmen die höhere Zahl.

Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis beide Spieler/innen keine Karten mehr haben. Gewinner/in des Spiels ist der/ die Spieler/in, welche/r die meisten Karten aus jeder „Schlacht“ gesammelt hat.

Schlangen und Leitern

Bis jetzt haben wir über Spiele gesprochen, die im Rahmen von Studien entwickelt wurden, um mathematische Fähigkeiten zu lehren. Was ist mit älteren, traditionellen Spielen? Können auch diese hilfreich sein? Forscherinnen und Forscher halten das für möglich.

Vor allem das Spiel Schlangen und Leitern scheint vielversprechend zu sein. Wie bei dem oben genannten Brettspiel sind die Spielfelder nummeriert, und die Spieler/innen müssen abwechselnd herausfinden, wie viele Quadrate sie zurücklegen können.

Natürlich ist es etwas komplizierter. Die Spielfelder sind von 1 bis 100 nummeriert und das Würfeln erlaubt es den Spieler/innen, sich bis zu 6 Felder auf einmal vorwärts zu bewegen. Die meisten Bewegungen sind horizontal (entlang der Reihen), aber wenn ein Spieler das Ende einer Reihe erreicht, steigt er oder sie in die nächsthöhere Reihe auf. Unterwegs können die Spieler/innen auf „Leiter“-Feldern landen, die es ihnen ermöglichen, eine Abkürzung zu einer höheren Reihe zu nehmen. Andere „Schlangen“-Felder zwingen die Spieler zum Abstieg.

Dennoch sind die grundlegenden Elemente des Spiels ähnlich. Sobald die Kinder mit den Zahlen bis 100 vertraut sind, kann dieses Spiel möglicherweise dazu dienen, ihr Verständnis für entsprechende Größenordnungen zu entwickeln.

Um diese Idee zu bekräftigen, haben Elida Laski und Robert Siegler (2014) ein Spiel entwickelt, das dem Spiel „Schlangen und Leitern“ sehr ähnlich ist, und es mit Vorschulkindern getestet. Sie verlangten von den Kindern, dass sie die Taktik des „Weiterzählens“ anwenden, und auch hier machte das einen Unterschied: Im Vergleich zu Kindern, die diese Taktik ausließen, konnten Kinder, die ihre Spielfiguren durch „Weiterzählen“ bewegten, ihre Fähigkeit, Größenverhältnisse abzuschätzen, deutlich verbessern.

Wann sind Kinder also bereit, diese Fähigkeiten von dem Spiel Schlangen und Leitern zu lernen?

In den Experimenten von Laski und Siegler waren die Kinder im Durchschnitt 5,8 Jahre alt. Aber das Alter spielt wahrscheinlich weniger eine Rolle als die bisherigen Entwicklungsschritte eines Kindes. Ich vermute, dass Kinder noch viel Übung brauchen bis sie diese Kriterien erfüllen:

  • Sie sind gut darin, Gegenstände aus dem Alltag von 1 bis 20 zu zählen.
  • Sie kennen die Zahlen bis 100
  • Sie verstehen den Aufbau eines Gitters und wissen, wie man auf einem Gitter von Reihe zu Reihe wechselt.

Bildquelle: https://unsplash.com/photos/6EEBGlCVOnw

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