Viele Kinder ziehen voreilige Schlüsse, wenn eine unangenehme Situation eintritt. Sie denken und handeln impulsiv, anstatt rational zu denken und dann zu reagieren. (Das ist übrigens nicht nur die Domäne von Kindern!) Diese voreiligen Schlüsse mögen zwar gerechtfertigt sein, aber in Wirklichkeit sind sie wahrscheinlich nicht die richtigen.

Stell dir zum Beispiel einen Jungen vor, der über den Schulhof läuft, als er von einem Fußball ins Gesicht getroffen wird. Er denkt automatisch, dass jemand versucht, ihn zu verletzen, weil er in der Vergangenheit schon einmal grob behandelt wurde. Er ist wütend und fängt einen Streit mit dem Jungen an, der den Ball geschossen hat, sodass beide in Schwierigkeiten geraten.

Nachdenken vor der Reaktion

Hätte der Junge dagegen innegehalten und nachgedacht, bevor er reagiert hat, wäre er vielleicht zu einem ganz anderen Schluss gekommen. Er hätte sich vielleicht die Person angesehen, die den Ball geschossen hat und anhand der Fähigkeiten des Jungen erkannt, dass es sich höchstwahrscheinlich um einen Unfall handelt. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Junge absichtlich auf ihn zielte und ihn erfolgreich traf, war nämlich sehr gering. Er hätte gelacht und wäre weitergelaufen oder hätte das Spiel mitgespielt.

Stell dir ein Mädchen vor, das vor einem Geschäft auf seine Freunde wartet. Sie kommen zu spät und nach zehn Minuten ärgert sich das Mädchen, dass ihre Freunde sie im Stich gelassen haben – sie hatten sie mit einem Trick dazu gebracht, zum Laden zu kommen und wollten sie nie treffen; sie wollten sie nur zum Narren halten! Sie schickt ihnen eine wütende SMS und geht verärgert nach Hause.

Das ist klassisches pessimistisches Denken – die Art, die oft außer Kontrolle gerät und dazu führt, dass man sich körperlich und emotional erschöpft fühlt.

Hätte das Mädchen, anstatt voreilige Schlüsse zu ziehen, einen Gang zurückgeschaltet und die Möglichkeiten durchdacht, wäre ihr klar geworden, dass es viele vernünftige Gründe für die Verspätung ihrer Freund/innen gab. Vielleicht hatten sie ihren Bus verpasst oder steckten im Verkehr fest. Vielleicht sind sie in den falschen Bus gestiegen. Die Busse kamen sowieso immer zu spät. Statt ihrer wütenden SMS hätte sie einfach eine fragende Nachricht schicken können, in der sie sich erkundigt, ob es ihren Freund/innen gut geht. Sie hätte sie sogar anrufen können!

Resilienz hilft, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen

Das Denken zu verlangsamen und keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, ist eine großartige Resilienzfähigkeit, die mit etwas Übung verbessert werden kann. Als Elternteil kannst du diese Art des Denkens vorleben, indem du die Möglichkeiten laut aufzählst, damit deine Kinder sehen können, wie man es macht. Wenn du zu den Eltern gehörst, die sofort das Schlimmste annehmen und aus Maulwurfshügeln Berge machen, kann diese Übung auch dir helfen. (Vergiss nicht, dies auch zu tun, wenn du über das Verhalten deiner Kinder urteilst!)

In unserem modernen Leben kann es eine Herausforderung sein, rational zu denken. Die Neigung der Medien, sich in vielen Nachrichten auf Sensationsmeldungen und Worst-Case-Szenarien zu konzentrieren, ist dabei nicht hilfreich – sie normalisieren die Praxis der Katastrophisierung.

Aber weder wir als Erwachsene noch unsere Kinder müssen so denken. Wir können anders denken, unsere eigenen Schlussfolgerungen ziehen und unseren Kindern beibringen, das Gleiche zu tun.

Bildquelle: https://www.pexels.com/photo/a-girl-in-white-shirt-8489043/

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