Sexuelles Verlangen oder Libido ist ein intensives sexuelles Gefühl. Viele Faktoren tragen zum sexuellen Verlangen bei, darunter körperliche Reize und biologische Bedingungen wie Gene und Hormone. Das Niveau der Libido kann zwischen einzelnen Menschen und zwischen Männern und Frauen stark variieren, weshalb viele Forscher:innen betonen, dass es kein „normales“ Niveau des sexuellen Verlangens gibt.

Was wissen wir aus der Forschung über die Libido?

Die moderne Erforschung des sexuellen Verlangens begann vor allem mit Sigmund Freud (1856-1939), der glaubte, dass das sexuelle Verlangen, das er als Libido bezeichnete, die Hauptmotivation des Menschen ist. Freud stellte die These auf, dass sich die Libido in jeder Lebensphase entwickelt und dass unsere psychische und emotionale Gesundheit als Erwachsene direkt mit den sexuellen Erfahrungen zusammenhängt, die wir als Kinder gemacht haben. Heute gehen Psycholog:innen davon aus, dass die Libido eine Kombination aus Hormonen und körperlichem Vergnügen (z. B. die Stimulation bestimmter Nervenenden) ist, die durch äußere soziale Einflüsse wie kulturelle Normen geformt und geprägt wird.

Welche Rolle spielen Hormone für die Libido?

Hormone wie Testosteron und Östrogen spielen eine wichtige Rolle für das sexuelle Verlangen. Testosteron wird sowohl von Männern als auch von Frauen produziert, wobei Männer in der Regel die 20-fache Menge an Testosteron produzieren als Frauen. Bei Männern bewirkt Testosteron den Aufbau von Muskeln und Gesichtsbehaarung sowie eine gesteigerte Libido und Aggressivität. Östrogen hingegen wird von Frauen in deutlich höheren Mengen produziert, obwohl Forschende glauben, dass Männer, denen Östrogen völlig fehlt, eine extrem niedrige Libido haben.

Was löst sexuelles Verlangen aus?

Eine Reihe verschiedener Reize kann sexuelles Verlangen auslösen. Innere Reize können Gefühle von Intimität, erotische Gedanken und Fantasien sein. Äußere Reize sind zum Beispiel Gerüche und Essen. Der Duft von Lavendel, Lakritze und Mandeln steigert nachweislich das sexuelle Verlangen, und eine aktuelle Studie ergab, dass Gerüche, die mit dem Stillen in Verbindung gebracht werden, bei Frauen die Libido steigern. Auch der Verzehr von Schokolade kann die Libido steigern, denn sie enthält Phenylethylalamin, die gleiche Chemikalie, die in unserem Gehirn euphorische Gefühle auslöst, wenn wir uns zum ersten Mal verlieben.

Sexuelles Verlangen kann sowohl durch körperliche als auch durch psychologische Faktoren ausgelöst werden. Zu den körperlichen Faktoren gehören biologische Chemikalien (Hormone) sowie der Dopaminrezeptor D4, ein Gen, das das Lustsystem des Gehirns mitsteuert. Zu den psychologischen Faktoren gehören mentale Triebe wie der Wunsch nach Gesellschaft, emotionaler Intimität, Macht oder sogar der Wunsch, Kinder zu bekommen. Und obwohl es eine wichtige Verbindung zwischen dem psychologischen Gefühl der romantischen Liebe gibt, haben Studien gezeigt, dass sexuelles Verlangen und romantische Liebe zwei verschiedene Phänomene sind.

Empfinden alle Menschen sexuelles Verlangen gleich stark?

Art und Umfang des sexuellen Verlangens können je nach Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit und kulturellen Einflüssen variieren. Studien zufolge empfinden Männer etwa viermal so häufig sexuelles Verlangen wie Frauen. Eine Studie ergab, dass europäische Frauen ein höheres Maß an sexuellem Verlangen haben als chinesische und japanische Frauen. Soziolog:innen haben außerdem herausgefunden, dass die sexuellen Tabus einer Kultur bestimmte Arten von sexuellem Verlangen oft dämpfen oder ironischerweise sogar verstärken.

Bildquelle: https://www.pexels.com/photo/blond-naked-woman-8860010/

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