Die Schlafgewohnheiten von Babys können verwirrend sein und unser Leben auf den Kopf stellen. Egal, ob es sich um den verrückten, nächtlichen Schlafzyklus eines Neugeborenen oder um ein älteres Baby handelt, das sich nicht beruhigen lässt, das Ergebnis ist dasselbe: Eltern leiden unter Schlafmangel und suchen verzweifelt nach Entlastung.

Was können Eltern tun? Wenn du weißt, wie der Schlaf deines Babys funktioniert, ist das hilfreich. Wenn du erst einmal verstanden hast, wie, warum und wann Babys schlafen, wird es dir leichter fallen, die besten Lösungen für den Schlaf deines Babys zu finden. Das kann dir auch zu mehr Gelassenheit verhelfen.

Schau dir also die verrückte Welt des Schlafverhaltens von Babys an und beachte diese wissenschaftlich fundierten Schlaftipps für Babys.

1. Schlaftipps für Neugeborene

Ein Neugeborenes? Hilf dabei, die „innere Uhr“ deines Neugeborenen einzustellen, indem du dein Baby mit starken Hinweisen auf den äußeren Rhythmus des 24-Stunden-Tages konfrontierst.

Wie wir haben auch Babys einen zirkadianen Rhythmus, also biologische Prozesse, die etwa alle 24 Stunden ablaufen.

Du kannst dir diese Rhythmen wie eine innere Uhr vorstellen, aber es gibt einen Haken: Die Uhr ist nicht vorprogrammiert. Wenn Babys geboren werden, ist ihre innere Uhr noch nicht mit dem äußeren 24-Stunden-Zyklus von Tageslicht und Dunkelheit abgestimmt. Es dauert eine Weile, bis sich die Babys darauf einstellen.

Zum Glück müssen wir nicht tatenlos zusehen. Eigentlich sollten wir gar nicht untätig sein. Babys sind auf unsere Hilfe angewiesen. Studien zeigen, dass sich Babys schneller eingewöhnen, wenn Eltern ihnen die richtigen „Taktgeber“ zur Verfügung stellen, also Hinweise auf die Tageszeiten.

Setze dein Baby also dem Sonnenlicht aus und beziehe es in das lebhafte Treiben deiner täglichen Aktivitäten ein. Wenn es Abend wird, schütze dein Baby vor künstlichem Licht. Wie ich im Folgenden anmerke (siehe Babyschlaftipp Nr. 2), ist Licht ein Signal, das dem Gehirn mitteilt, dass es den Beginn der nächtlichen Schläfrigkeit verzögern soll.

2. Verwende abends andere Lichtquellen

Wenn du nachts künstliches Licht brauchst, verwende Glühbirnen (oder Filter), die blaue Wellenlängen blockieren.

Wenn du nachts alle elektrischen und digitalen Lichtquellen ausschalten würdest, fiele es dir und deinem Baby wahrscheinlich leichter zu schlafen. Aber für die meisten von uns ist eine totale Verdunkelung keine realistische Option. Was können wir tun, wenn wir abendlichen Beschäftigungen nachgehen wollen, wie zum Beispiel lesen? Was können wir tun, wenn wir eine Windel wechseln müssen?

Glücklicherweise haben nicht alle Wellenlängen  die gleiche Wirkung auf die innere Uhr. Ja, kaltes Licht (das sowohl von Leuchtstoffröhren als auch von Glühbirnen ausgestrahlt wird) stört den Schlafrhythmus und kleine Kinder reagieren besonders empfindlich auf diesen Effekt.

Aber es scheint, dass eine Komponente des kalten Lichts – der blaue Teil des Spektrums – für einen Großteil der Probleme verantwortlich ist. Blockieren wir diesen Teil des Lichtspektrums, können wir die negativen Auswirkungen der nächtlichen Lichtquelle minimieren.

Eine bernsteinfarbene Glühbirne mit geringer Wattstärke kann dein Baby vor den blauen Wellenlängen schützen und dir trotzdem genug Licht für die nächtliche Versorgung deines Babys geben. Ebenso können Blaulichtfilter das Stören des schlafenden Babys verringern, das durch das Betrachten von Bildschirmen in der Nacht verursacht wird.

3. Sorge für Geborgenheit vor dem Schlafen

Hilf deinem Baby, sich einzuleben: Gestalte die Stunde vor dem Schlafengehen zu einer Zeit der Geborgenheit, des Glücks und der emotionalen Zuversicht.

Niemand von uns schläft gut, wenn wir ängstlich oder genervt sind und bei Babys ist das nicht anders. Deshalb solltest du vor dem Schlafengehen dafür sorgen, dass sich dein Baby sicher, geborgen, glücklich und geliebt fühlt. Ziehe eine Routine für die Schlafenszeit in Betracht. Achte auf deinen eigenen emotionalen Zustand, denn Stress ist ansteckend. Babys sind gestresster, wenn ihre Bezugspersonen gestresst sind. Stellst du bei deinem Baby negative Emotionen fest, kannst du ihnen mit Beruhigung und Zuspruch begegnen.

Studien belegen, dass diese emotionale Unterstützung einen Unterschied macht. Eltern, die besänftigend auf die Gefühle ihrer Kinder reagieren, berichten von weniger Schlafproblemen bei Babys und zwar unabhängig von der Schlafgewohnheit der Familie. Egal, ob Babys das Schlafzimmer mit ihren Eltern teilen oder woanders schlafen, sie schlafen besser, wenn ihre Eltern einfühlsam und zugewandt sind.

4. Lerne die Kunst des Entspannens – für dein Baby und für dich

Es ist schwierig, ein Baby zu beruhigen, das sehr gereizt oder aufgeregt ist. Aber was ist, wenn du selbst zu gestresst bist, um dein Baby zu beruhigen? Oder zu traurig?

In diesem Fall bist du nicht allein. Ein Baby zu umsorgen kann sehr stressig und anstrengend sein, vor allem, wenn du unter Schlafmangel leidest, ein Geburtstrauma verarbeitest oder ein Baby hast, das sehr viel weint (siehe Babyschlaftipp Nr. 10).

Wenn es dir emotional nicht gut geht, solltest du dich auf eine Wochenbettdepression untersuchen lassen und deine psychische Gesundheit zu ernst nehmen. Wochenbettdepressionen und Stress nach der Geburt sind weit verbreitet, dennoch leiden viele Eltern insgeheim weiter daran. Sprich mit deinem Arzt über die verschiedenen Möglichkeiten.

5. Erzwinge den Schlaf deines Babys nicht

Wenn dein Baby zu einer bestimmten Zeit nicht schläft, zwinge es nicht dazu.

Babys schlafen nicht besser, wenn du sie unter Druck setzt. Im Gegenteil, es macht sie nur noch aufgeregter. Außerdem willst du nicht, dass dein Baby die Schlafenszeit mit Auseinandersetzungen in Verbindung bringt. Das kann eine schwierige Erfahrung sein, die es zu verlernen gilt! Probiere stattdessen die Methode der „guten Routinen und der übergehenden Schlafenszeit“ aus, die ich hier beschreibe.

6. Achte auf den Mittagsschlaf

Achte auf die ausgedehnten Nickerchen am späten Nachmittag und versuche, die letzte Phase des Wachseins vor dem Schlafengehen in die Länge zu ziehen.

Wird dein Baby erst spät in der Nacht schläfrig, solltest du als Erstes dafür sorgen, dass dein Baby vor dem Schlafengehen keinem künstlichen Licht ausgesetzt ist (Babyschlaftipp Nr. 2).

Der nächste Schritt? Überprüfe den Zeitpunkt des Mittagsschlafs deines Babys. Nickerchen sind gut für Babys, aber Babys sind so wie wir: Ein spätes Nickerchen kann die Müdigkeit hinauszögern, die sie sonst vor dem Schlafengehen verspüren würden.

Versuche also, die Zeit zu verlängern, in der dein Baby während des letzten Abschnittes des Tages wach ist. Als Forscher/innen Eltern beobachteten, die diesen Rat befolgten, stellten sie fest, dass Babys nachts weniger Hilfe beim Einschlafen brauchten.

7. Sei achtsam mit Fernsehen und anderen digitalen Geräten

Wie bereits erwähnt, kann die nächtliche Nutzung von Bildschirmen Probleme verursachen, weil sie schlafstörendes, künstliches Licht ausstrahlen. Doch auch tagsüber kann die Nutzung digitaler Geräte problematisch sein.

Forscher/innen haben einen Zusammenhang zwischen der Gesamtnutzung digitaler Geräte und dem späten Einschlafen festgestellt. Und in einer neueren Studie war der Effekt stark von der Länge abhängig: Für alle zusätzlichen 2,5 Minuten, die Babys fernsahen, brauchten sie 5 Minuten länger, um abends einzuschlafen.

8. Du bekommst selbst nicht genug Schlaf?

Ermutige dein Baby dazu, sich satt zu trinken, unmittelbar bevor du nachts einschläfst. Diese Methode kann dir die Möglichkeit geben, nachts länger zu schlafen.

9. Nicht zu früh eingreifen

Du denkst, dein Baby wacht auf? Sei vorsichtig mit zu frühem Eingreifen. Es kann sein, dass dein Baby noch schläft oder von alleine weiterschlafen will.

Wenn Eltern berichten, dass ihre Babys „die Nacht durchschlafen“, bedeutet das nicht, dass ihre Babys überhaupt nicht mehr aufwachen. Vielmehr schlafen die Babys von selbst wieder ein, ohne einen Pieps von sich aus zu geben.

Aber kleine Babys schlafen sehr unruhig. Sie geben häufig Laute von sich und öffnen manchmal auch die Augen. Deshalb machen neue Eltern oft den Fehler, ein schlafendes Baby zu wecken – oder bei einem kurzzeitig wachen Säugling zu schnell einzugreifen. Das kann die Entwicklung eines gesunden Schlafverhaltens beeinträchtigen und Babys daran hindern, zu lernen, sich selbst zu beruhigen.

10. Gespräche und Blickkontakt vermeiden

Wenn du dein Kind mitten in der Nacht umsorgst, sei ruhig und behutsam. Aber vermeide Gespräche und Blickkontakt.

Nächtliches Stillen ist unvermeidlich, wenn Babys noch klein sind. Aber es gibt Dinge, die du tun kannst, um diese Zeit weniger störend zu gestalten: Sei behutsam. Sei ruhig. Und sei öde. Sehr öde.

Dieser letzte Aspekt kann schwierig sein, denn du bist der spannendste Teil im Leben deines Babys. Selbst etwas so Alltägliches wie ein leises Gespräch und Blickkontakt kann für dein Baby sehr spannend sein. Untersuchungen haben gezeigt, dass Babys die Stimmen ihrer Mütter besonders gut wahrnehmen und dadurch angeregt werden. Einige Forscher/innen behaupten sogar, dass Babys „durch die Stimme ihrer Mutter leichter zu wecken sind als durch einen Rauchmelder“.

Auch Untersuchungen der Gehirnforschung bestätigen, dass Augenkontakt eine hohe Aktivität im Gehirn von Babys auslöst – vor allem in einem Teil des Gehirns (dem dorsomedialen präfrontalen Kortex), welcher soziale Interaktionen verarbeitet. Wie ich bereits an anderer Stelle erwähnt habe, scheint der Augenkontakt eine Botschaft an Babys zu senden. Die lautet: „Lass uns jetzt ein Gespräch führen. Lass uns abfeiern.“

Also versuche nicht nur, alles so dunkel wie möglich zu halten (siehe Babyschlaftipp Nr. 2), sondern auch Gespräche und Augenkontakt mitten in der Nacht zu vermeiden. Dadurch fällt es leichter, wieder einzuschlafen und es kann deinem Baby helfen, ein reiferes Schlafverhalten zu entwickeln.

11. Wenn dein Baby untröstlich zu schreien scheint, mach dir keine Vorwürfe. Lerne etwas über Säuglingskoliken und sprich mit deinem Kinderarzt oder deiner Kinderärztin.

Alle Babys weinen, aber manche Babys weinen ohne triftigen Grund übermäßig viel und das kann die Nacht besonders anstrengend machen. Was ist da los?

Obwohl diese Babys oft als „kolikartig“ diagnostiziert werden, ist dieser Begriff kaum mehr als ein Etikett für „wir wissen nicht, warum dein Baby so viel weint“. Um herauszufinden, was deinem Baby zu schaffen macht, sieh dir meinen Überblick über die möglichen Ursachen von Säuglingskoliken an und besprich deine Bedenken mit deinem Kinderarzt.

12. Einschlafhilfen

Weißes Rauschen? Pucken? Gemeinsames Schlafen? Achte auf die Einhaltung der Sicherheit.

Es gibt eine ganze Branche, die sich damit beschäftigt, Babys beim Einschlafen zu helfen. Aber sind alle Hilfsmittel für den Babyschlaf auch wirklich wirksam? Offensichtlich nicht. Im Gegenteil, manche Methoden können sogar schädlich sein.

Es gibt zum Beispiel Grund zur Annahme, dass weißes Rauschen Babys beim Einschlafen helfen kann. Forscherinnen und Forscher haben jedoch herausgefunden, dass viele zu diesem Zweck verkaufte Geräte Geräusche in einer Lautstärke erzeugen, die den Ohren eines Babys möglicherweise schaden. Auch das traditionelle Pucken kann Babys helfen, länger zu schlafen, aber bestimmte Arten des engen Einwickelns können für dein Baby ein Risiko für gesundheitliche Probleme darstellen.

Was ist mit dem gemeinsamen Schlafen in einem Bett? Falls du das in Erwägung ziehst, solltest du dich über die möglichen Gefahren informieren. Im Laufe der Zeit haben Mütter in allen Kulturen der Welt neben ihren Babys geschlafen. Allerdings schliefen die Menschen in diesen Kulturen auf sehr festen Unterlagen – wie Matten auf einem harten Boden – und setzten ihre Babys nicht weicher Bettwäsche aus, was zu furchtbaren Erstickungsunfällen führen und das Risiko von SIDS, dem plötzlichen Kindstod, erhöhen kann.

Studien über westliche SIDS-Fälle legen nahe, dass Babys – insbesondere sehr junge Babys – einem hohen Risiko ausgesetzt sind, wenn sie in einem Bett, das nach westlichem Standard gemacht ist, schlafen.

13. Wecke dein Baby nicht kurz vorher auf

Setze dich nicht unter Druck, dein Baby zu wickeln oder ein Bäuerchen machen zu lassen, wenn du es dadurch aufweckst.

Wenn dein Baby schläft – oder kurz davor ist einzuschlafen – ist das Letzte, was du tun solltest, es mit aufdringlichen Berührungen wachzurütteln. Könntest du damit noch warten? Sehr wahrscheinlich.

In einer kürzlich durchgeführten Studie mit mehr als 70 Babys fanden Forscherinnen und Forscher keine Beweise dafür, dass das Bäuerchen für Babys von Vorteil war. Es führte nicht dazu, dass sie weniger weinten und erhöhte sogar die Wahrscheinlichkeit, dass ein Baby nach einer Mahlzeit erbricht. Und ein frühere Studie zeigt, dass Babys nicht durch das Gefühl einer nassen Windel aufwachen.

14. Habe realistische Erwartungen an die Schlafgewohnheiten deines Babys

Was ist die richtige Schlafenszeit? Wie lange sollte dein Baby schlafen? Wann sollte dein Baby anfangen, in der Nacht länger zu schlafen? Wenn du die Antworten auf diese Fragen kennst, hilft dir das, Fallstricke und unnötige Frustration zu vermeiden.

Wenn dein Baby zum Beispiel nicht so schläft, wie du es dir vorstellst, ist es leicht, zu denken, dass du etwas falsch machst. Frischgebackene Eltern machen sich oft Sorgen, dass etwas mit der Entwicklung ihres Babys nicht stimmt, wenn es nachts immer wieder aufwacht. Tatsächlich ist nächtliches Aufwachen aber völlig normal.

Eltern können auch den Fehler machen, falsche Schlafenszeiten festzulegen und zu versuchen, ihr Baby zu einer Zeit zum Einschlafen zu zwingen, die nicht mit seiner inneren Uhr übereinstimmt. Wie in Babyschlaftipp Nr. 4 beschrieben, kann dieser Konflikt zu dauerhaften Schlafproblemen führen.

Manchmal sind Eltern auch zu selbstgefällig, wenn es um bestimmte Dinge geht – wie den nächtlichen, vampirartigen Schlafrhythmus ihres Babys. Die Annahme, dass man das nicht ändern kann, könnte zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden. Vielleicht wendest du dann wichtige Strategien nicht an, wie z. B. die Babyschlaftipps in Bezug auf Lichtreize.

Deshalb ist es wichtig, sich über den normalen Verlauf der Schlafentwicklung von Babys zu informieren und die großen Unterschiede bezüglich der Schlafdauer zu kennen, welche gesunde Babys aufweisen können.

15. Hat dein Baby Schlafprobleme?

Wenn du vermutest, dass die Probleme deines Babys durch eine Krankheit verursacht werden, solltest du mit deinem Kinderarzt über deine Bedenken sprechen.

Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/kleinkind-schlaft-beim-saugen-schnuller-1581281/

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