Hast du mit Schlafproblemen bei Babys zu kämpfen? Der Schlaf von Babys ist anders als der Erwachsener. Vieles, was uns das Leben schwer macht, ist ein normales entwicklungsbedingtes Verhalten.

Neugeborene müssen zum Beispiel häufig gestillt werden (8-12 Mal innerhalb von 24 Stunden), und der Übergang zu längeren, beständigen Schlafphasen erfolgt schrittweise. Im Allgemeinen sollten wir von Babys nicht erwarten, dass sie mehr als 4-5 Stunden am Stück schlafen, bis sie mindestens 3 Monate alt sind.

Das heißt jedoch nicht, dass wir es nicht besser machen können und die Gesamtsituation vereinfachen können. Im Gegenteil, wir können eine Menge tun.

Könnte es sein, dass die Schlafprobleme deines Babys auf eine Krankheit zurückzuführen sind? Das ist auch eine Möglichkeit.

In diesem Artikel konzentrieren wir uns jedoch auf andere Ursachen – die alltäglichen Hindernisse für entspannte, erholsame Nächte.

Nachfolgend eine Liste mit zehn Dingen, die womöglich schief laufen und was du dagegen tun kannst.

Am Ende des Artikels gehe ich noch auf eine Kontroverse ein, mit der alle neuen Eltern konfrontiert sind – die Kontroverse bezüglich des Ausweinen – und fasse die Dinge anschließend mit einer Checkliste guter Vorgehensweisen zur Vermeidung von Schlafproblemen bei Babys zusammen.

1. Beim Schlafengehen nicht müde?

Das liegt möglicherweise daran, dass die innere Uhr deines Babys nicht mit dem 24-Stunden-Tag übereinstimmt.

Das Wichtigste zuerst: Weiß dein Baby, dass die Nacht zum Schlafen da ist? Wenn nicht, hast du einen schweren Kampf vor dir.

Die meisten Babys entwickeln erst im Alter von 12 Wochen einen starken, hormonell gesteuerten Tagesrhythmus, und bei manchen Babys dauert es deutlich länger.

Man könnte annehmen, dass dies eine Entwicklung ist, die wir einfach so hinnehmen müssen. Doch das stimmt nicht ganz. Es gibt Anzeichen dafür, dass wir jungen Babys helfen können, sich schneller auf das Konzept des Schlafens in der Nacht einzustellen. Wenn wir schon früh die richtigen Weichen stellen, können wir spätere Schlafprobleme bei Babys vermeiden.

Probiere folgende Taktiken aus:

  • Unterstütze die Tendenz deines Babys, jeden Morgen zur selben Zeit aufzuwachen, und sorge dafür, dass dein Baby morgens und nachmittags viel Tageslicht bekommt.
  • Beziehe dein Baby in alltägliche Aktivitäten ein. Der Trubel des Alltags trägt dazu bei, die innere Uhr deines Babys zu stellen.
  • Vermeide künstliches Licht vor und während des Schlafengehens – vor allem LED-Lampen und andere Lichtquellen mit blauem Licht.

Experimente zeigen, dass blaues Licht die Produktion von Melatonin, einem Hormon, das die Schläfrigkeit fördert, im Gehirn besonders effektiv blockiert. Eine kleine Menge blauen Lichts kann die Schläfrigkeit um eine Stunde oder mehr hinauszögern. Und das gilt sowohl für Erwachsene als auch für Kinder!

2. Dein Baby ist hungrig

Schläft dein Baby, wenn es hungrig ist? Wahrscheinlich nicht.

Das ist ein Grund, warum Neugeborene in kurzen Abschnitten schlafen. Sie werden hungrig!

Was kann man dagegen tun? Nicht viel, zumindest nicht, wenn unsere Babys noch sehr jung sind. Sie müssen häufig gestillt werden, damit sie wachsen und sich entwickeln können.

Doch du kannst wahrscheinlich deine eigenen Möglichkeiten zum Schlafen verbessern, wenn du es geschickt timst.

Traum-Fütterung ist eine Technik, bei der du deinem Baby eine große Mahlzeit gibst, unmittelbar bevor du versuchst, selbst einzuschlafen. Das soll deinem Baby helfen, sich satt zu trinken, damit dein Baby (und du) länger schlafen kann.

Eine weitere Taktik ist es, das Stillen mitten in der Nacht kurz zu verzögern. Anstatt dein Baby sofort zu stillen, könntest du ihm zum Beispiel zuerst die Windel wechseln. Wenn Babys älter werden, hilft das dabei, den Zusammenhang zwischen nächtlichem Aufwachen – das alle Babys erleben – und dem gestillt werden zu durchbrechen.

Funktioniert das? Eine experimentelle Studie legt dies nahe.

Forscher/innen rekrutierten 26 Familien und wiesen die Hälfte der Eltern an, ihren Babys zwischen 22 Uhr und Mitternacht eine große Mahlzeit zu geben. Außerdem sollten sie ihre Babys nicht stillen, wenn sie in der Nacht aufwachten.

Zusätzlich wurden die Eltern angewiesen, ihren Babys starke Signale bezüglich des natürlichen 24-Stunden-Tages zu geben.

Die Maßnahme schien sehr erfolgreich zu sein. Acht Wochen nach Beginn des Trainings schliefen 13 von 13 Babys in der Behandlungsgruppe von Mitternacht bis 5 Uhr morgens durch. Nur 3 von 13 Babys der Kontrollgruppe taten dies.

Das klingt vielversprechend, doch Vorsicht ist geboten: Es handelt sich um eine sehr kleine Studie, die noch reproduziert werden muss.

Zudem lässt das Studiendesign keine Rückschlüsse darauf zu, welche der Maßnahmen wichtig und ausschlaggebend waren, und wir wissen nicht, ob der Effekt von Dauer war. Es ist auch unklar, ob es im Interesse jedes 8 Wochen alten Babys ist, 5 Stunden lang nicht zu trinken.

Aber solange dein Baby genug Nahrung und Flüssigkeit bekommt – und dein Kinderarzt oder deine Kinderärztin einverstanden ist – sind diese Maßnahmen einen Versuch wert.

3. Dein Baby ist unruhig

Weißt du, wie du dein Baby vor dem Schlafengehen beruhigen kannst?

Studien haben ergeben, dass manche Eltern die Stunde vor dem Schlafengehen zu aufregend gestalten, was es Babys erschweren könnte, einzuschlafen.

Lebhaftes Spielen und angeregtes Reden können das sympathische Nervensystem deines Babys anregen – das System, das dafür zuständig ist, es wach zu halten.

Außerdem deuten Forschungsergebnisse darauf hin, dass Zeit vor einem Bildschirm zu Problemen führen kann. In einer kürzlich durchgeführten Umfrage unter 715 britischen Eltern fanden Forscher/innen heraus, dass Babys, die viel mit Touchscreens (Handys und anderen Geräten) spielten, nachts länger zum Einschlafen brauchten.

Diese Babys hatten auch kürzere nächtliche Schlafzeiten. Für jede zusätzliche Stunde, die ein Baby mit Touchscreens verbrachte, schlief es nachts 26 Minuten weniger.

Deshalb empfehlen die Forscher/innen den Eltern, die letzten zwei bis drei Stunden vor dem Schlafengehen ruhig und gelassen zu gestalten.

Die Forscher/innen haben keine Informationen darüber gesammelt, wann Babys Touchscreens benutzt wurden, und können daher nicht mit Sicherheit sagen, ob die Nutzung von Touchscreens zu Problemen beim Einschlafen von Babys beiträgt.

Aber es ist bekannt, dass das blaue Licht, das von Tablets und anderen elektronischen Geräten ausgestrahlt wird, die Schläfrigkeit verzögert. Es ist also plausibel anzunehmen, dass dieses blaue Licht und die anregenden Medieninhalte daran schuld sind.

Was sollten wir tun?

Es ist sinnvoll, die Bildschirmzeit einzuschränken. Es ist auch eine gute Idee, Aufregung am Abend zu vermeiden und eine beruhigende Routine für das Schlafengehen einzuführen (siehe unten).

4. Fehlt deinem Baby die Routine

Erschwert ein unregelmäßiger Tagesablauf – oder ein Mangel an Routine – deinem Baby das Einschlafen?

Kleine Kinder schlafen nachts länger, wenn sie regelmäßige Schlafenszeiten einhalten.

Untersuchungen haben zudem ergeben, dass Kinder schneller einschlafen und kürzer nachts wach sind, wenn ihre Eltern eine feste Routine für das Schlafengehen einhalten – wie das Baden, das ruhige Umziehen vor dem Schlafengehen und das Vorlesen einer Gute-Nacht-Geschichte.

Falls du also mit Schlafproblemen deines Babys zu kämpfen hast, lohnt es sich, eine Routine für das Schlafengehen einzuführen. In einer experimentellen Studie verringerten sich die Schlafprobleme von Babys, nachdem sie eine Routine zum Schlafengehen erhielten.

Doch sind regelmäßige Schlafenszeiten wirklich notwendig, um Schlafprobleme zu vermeiden?

Kulturübergreifende Studien legen das Gegenteil nahe. In vielen Teilen der Welt sind die Schlafenszeiten fließend oder unregelmäßig, und Babys gehen ohne viel Getöse ins Bett.

In Jäger- und Sammlergesellschaften – den Völkern, deren Lebensweise der unserer Vorfahren am meisten ähnelt – ist das sogar die Norm. Und Jäger und Sammler zeichnen sich durch einen Mangel an „Schlafbeschwerden“ aus.

Es ist also offensichtlich, dass es mehr als einen Weg gibt, um einen gesunden Schlaf zu erreichen. Aber bevor du zu dem Schluss kommst, dass alles erlaubt ist, solltest du dir diese wichtigen Punkte vor Augen halten.

Erstens: Unregelmäßiges Schafverhalten kann zu Problemen führen, wenn dadurch eine unregelmäßiges morgendliches Aufwachen entsteht.

Wenn du jeden Morgen zu unterschiedlichen Zeiten aufwachst, kann das deinen Tagesrhythmus beeinträchtigen. Vielleicht ist das der Grund, warum Anthropologen eine morgendliche Regelmäßigkeit bei Jägern und Sammlern beobachtet haben: Sie neigen dazu, jeden Morgen zur selben Uhrzeit aufzustehen, unabhängig davon, wann sie am Abend zuvor einschliefen.

Zweitens bekommen Babys nachts vielleicht weniger Schlaf – ein Defizit, das sie tagsüber ausgleichen müssen.

In vielen traditionellen Völkern wird dies nicht als Problem angesehen, denn dort wird von Babys erwartet, dass sie tagsüber ein kurzes Nickerchen machen, während sie in einem Tragetuch getragen werden. Auch Eltern machen manchmal ein Nickerchen, um einen kurzen nächtlichen Schlaf auszugleichen.

Und du? Wenn dein Zeitplan diese Flexibilität nicht zulässt, kann es sein, dass du bei unregelmäßigem Schlafverhalten den Kürzeren ziehst.

Es ist also nicht alles möglich. Sowohl Babys als auch Erwachsene profitieren davon, jeden Morgen zur selben Zeit aufzuwachen – das solltest du also anstreben. Und wenn unregelmäßige Schlafenszeiten zu kürzeren nächtlichen Schlafphasen führen, solltest du darauf vorbereitet sein, den versäumten Schlaf tagsüber nachzuholen.

5. Geht dein Baby zu früh ins Bett? Oder zu spät?

Wann sollten Babys ins Bett gehen? Es kann schwer sein, dies zu entscheiden.

Manche Eltern überschätzen den Schlafbedarf ihres Babys oder versuchen, das Schlafengehen zu erzwingen, wenn ihr Baby noch nicht müde ist.

Das ist aus mehreren Gründen schlecht. Kurzfristig wehrt sich das Baby gegen das Schlafengehen, und alle sind unzufrieden. Langfristig lernt das Kind, das Schlafengehen mit fehlendem Einschlafen zu assoziieren. Das könnte ein Nährboden für die Entwicklung von Einschlafproblemen und Schlaflosigkeit sein.

Andere Eltern wiederum halten ihre Babys zu lange wach und machen sie dadurch reizbar.

Das kann ein leichter Fehler sein, vor allem, wenn dein Baby sehr lebhaft und energiegeladen wirkt. Ist das nicht ein Beweis dafür, dass dein Baby noch nicht bereit zum Schlafen ist?

Vielleicht, aber es gibt noch weitere Möglichkeiten: Dein Baby könnte hyperreaktiv oder „übermüdet“ sein. In diesem Fall ist das Verhalten deines Babys trügerisch: Es ist nicht wach, weil es gut ausgeruht ist. Es ist wach, weil sein System für Stressbewältigung auf Hochtouren läuft.

Wenn Übermüdung das Problem ist, solltest du eine frühere Schlafenszeit wählen und deinem Baby mit beruhigenden, sanften Schlafritualen helfen, zur Ruhe zu kommen.

6. Greifst du zu schnell ein?

Greifst du zu schnell ein, wenn du den Eindruck hast, dass dein Baby aufgewacht ist?

Babys machen manchmal Geräusche – und weinen vielleicht sogar – wenn sie noch schlafen oder nur teilweise wach sind. Mit anderen Worten: Babys reden im Schlaf.

Frischgebackene Eltern machen also leicht einen entscheidenden Fehler: Sie gehen davon aus, dass ein Baby wach ist und um Aufmerksamkeit bittet, obwohl es in Wirklichkeit nur unruhig und laut schläft.

Greift man unter diesen Umständen ein – indem man sein Baby berührt und mit ihm spricht -, macht man vielleicht genau das, was man am meisten vermeiden möchte: Man weckt das schlafende Baby auf!

Das ist ein Grund, warum du vorsichtig sein solltest, bevor du mit deinem Baby sprichst. Hier ist ein weiterer Grund:

Videoaufnahmen von schlafenden Säuglingen zeigen, dass Babys im Alter von nur 5 Wochen sich spontan wieder beruhigen können, nachdem sie mitten in der Nacht aufgewacht sind.

In der fraglichen Studie schliefen die Babys manchmal ruhig wieder ein. In anderen Fällen weinten die Babys kurz (etwa eine Minute lang), bevor sie von alleine wieder einschliefen.

Aber in beiden Fällen schliefen die Babys von selbst wieder ein, ohne dass sie Hilfe brauchten oder sich aufregten. Das ist genau das, was du erreichen möchtest.

Zu frühes Einschreiten kann also nach hinten losgehen. Du denkst, du handelst vorausschauend und reagierst schnell, damit dein Baby schnell wieder einschlafen kann. Aber stattdessen weckst du das schlafende Baby auf oder störst ein schläfriges Baby, das kurz davor war, wegzudösen.

Um zu vermeiden, dass du die Ursache für die Schlafprobleme deines Babys bist, solltest du nicht gleich bei den ersten Anzeichen von Bewegung oder Geräuschen eingreifen.

7. Gestaltest du die nächtliche Fürsorge zu aufregend?

Wir haben gesehen, dass zu viele Anreize zu Problemen beim Einschlafen führen. Eltern können den Schlaf ihres Babys auch dadurch stören, dass sie es zu sehr anregen, nachdem es in der Nacht aufgewacht ist.

Babys sind soziale Wesen und lassen sich leicht durch Gespräche und andere Formen der Kommunikation anregen.

Möchtest du also, dass dein Baby schnell wieder einschläft, solltest du es nicht in Gespräche oder Spiele verwickeln. Wenn du dich um die nächtlichen Bedürfnisse deines Babys kümmerst, achte darauf, dass du es tröstest, aber nicht zu laut und zu leise bist. Und vergiss nicht, künstliches Licht zu vermeiden. Halte alles so dunkel wie möglich.

8. Reagierst du inkonsequent auf dein Baby?

Wenn du frustriert oder müde bist, gerätst du leicht aus der Bahn.

Manchmal wendest du vielleicht übermäßig anregende Beruhigungstechniken an. Oder du kannst dich ganz von deinem Baby zurückziehen, wenn nichts mehr zu helfen scheint. Das liegt in der menschlichen Natur, ist aber für das Baby sehr verwirrend und kann die Schlafprobleme des Babys noch verschlimmern.

Um dieses Szenario zu vermeiden, solltest du dir die Zeit nehmen, einen konsequenten Ansatz für die Schlafprobleme deines Babys zu entwickeln.

Informiere dich über die wissenschaftlichen Grundlagen des Schlafverhaltens von Säuglingen und entscheide, welcher Ansatz für dich und dein Baby der beste ist.

Sich im Voraus Gedanken zu machen, hilft dir, dich an das Vorhaben zu halten, und kann dir auch psychologisch weiterhelfen.

Studien zur Elternschaft legen nahe, dass das Verstehen des Schlafs deines Babys deine Kompetenz und dein Selbstvertrauen stärken und dich vor Frustration und Verzweiflung schützt.

9. Schläft dein Baby zu spät am Nachmittag?

Der Schlafbereitschaft (das physiologische Bedürfnis zu schlafen) nimmt zu, je länger wir wach sind. Es sollte uns also nicht überraschen, wenn ein Baby, das erst vor ein paar Stunden von einem langen Nickerchen aufgewacht ist, beim Schlafengehen Probleme hat einzuschlafen.

Wenn das der Fall zu sein scheint, versuche, die letzte Wachphase deines Babys zu verlängern.

Das mag schwierig erscheinen, wenn dein Baby um 17 Uhr schon schläfrig ist; aber denk daran, dass du nicht sofort den perfekten Zeitplan erreichen musst.

Du kannst dich schrittweise an das Ziel herantasten und versuchen, das letzte Nickerchen des Tages im Laufe einer Woche immer früher zu beenden.

Wenn es Eltern gelingt, die Zeit der letzten Wachphase vor dem Schlafengehen zu verlängern, brauchen ihre Babys weniger Hilfe beim Einschlafen und haben seltener Schlafprobleme.

10. Weiß dein Baby, wie es sich selbst beruhigen kann?

Die Schlafforschung hat es bewiesen: Jeder Mensch wacht nachts auf, und dies sogar recht oft, auch wenn wir uns am nächsten Morgen nicht mehr daran erinnern.

Das nächtliche Aufwachen zu verhindern, ist also kein realistisches Ziel. Vielmehr sollten wir uns darauf konzentrieren, nächtliches Aufwachen weniger störend zu machen.

Wie bereits erwähnt, zeigen Untersuchungen, dass Babys sich mitunter selbst wieder beruhigen, ohne gestresst zu sein oder jemanden aufzuwecken. Was können wir tun, um dieses Verhalten zu fördern?

Eine wichtige Taktik (siehe Punkt 4) besteht darin, diese spontane Beruhigung nicht zu unterlaufen. Greife nicht voreilig ein. Vielleicht schläft dein Baby schon oder ist kurz davor wieder einzuschlafen. Wenn du zu früh eingreifst, kannst du den Schlaf deines Babys stören.

Aber kann man noch weiter gehen?

In einigen westlichen Ländern wird Eltern geraten, ihre Babys nicht in den Schlaf zu wiegen.

Richard Ferber behauptet zum Beispiel, dass das elterliche Beruhigen Babys darauf trainiert, Schlaf mit elterlichem Handeln zu assoziieren. Infolgedessen entwickeln Kinder nicht die Fähigkeit, sich selbst zu beruhigen. Wachen Babys nachts auf (und das tun alle Babys), schreien sie, bis ihre Eltern ihnen zur Hilfe kommen.

Die Lösung für dieses Problem besteht darin, bestimmte Regeln zu befolgen. Das Baby darf nicht in deinen Armen einschlafen. Stattdessen solltest du dein Baby beim Schlafengehen ins Bett bringen, bevor es eingeschlafen ist.

Was sagt uns die Forschung? Wenn Babys beim Stillen einschlafen – oder ins Bett gebracht werden, nachdem sie eingeschlafen sind -, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sie sich selbst beruhigen, wenn sie nachts aufwachen.

Darüber hinaus haben Forscher/innen herausgefunden, dass Eltern, die ihre Babys stillen, halten oder in den Schlaf wiegen,von häufigem nächtlichem Aufwachen berichten.

Das klingt wie ein Beweis dafür, dass es besser ist, das Kind vor dem Schlafengehen weniger zu beruhigen. Doch es gibt eine offensichtliche Schwierigkeit: Babys weinen oder protestieren oft lautstark, wenn sich ihre Bezugspersonen zurückziehen.

Das ist ein natürliches Verhalten. Im Laufe der Menschheitsgeschichte haben sich Babys immer in der Nähe ihrer Bezugspersonen aufgehalten. Alleine gelassen zu werden bedeutete, dass etwas nicht stimmte. Ein Baby war Gefahren ausgesetzt, vernachlässigt, ausgeliefert oder gefressen zu werden.

Kein Wunder also, dass unsere Vorfahren emotionale und verhaltensmäßige Reaktionen auf eine Trennung entwickelten – Reaktionen, die dafür sorgten, dass Babys in der Nähe blieben. Was sollten wir also tun, wenn Babys weinen?

Ferber hat seine eigene Lösung vorgeschlagen, nämlich das Baby immer länger alleine zu lassen und die Schreie zu ignorieren, bis das Baby lernt, aufzuhören.

Diese ist nicht für sehr junge Babys geeignet. Forscher warnen, dass ein solches Training mit einem Baby erst im Alter von mindestens 6 Monaten durchgeführt werden sollte.

Außerdem empfiehlt die Amerikanische Akademie für Pädiatrie, dass Eltern mindestens sechs Monate nach der Geburt ein gemeinsames Schlafzimmer mit ihren Babys teilen, weil dies das SIDS-Risiko senkt und “ die Betreuung und Beaufsichtigung des Babys erleichtert“.

Wenn es darum geht, die Schlafenszeit weniger unangenehm zu gestalten, hat sich diese Methode – die so genannte „stufenweise Extinktion“ – als erfolgreich erwiesen. Babys weinen seltener wenn sie mitten in der Nacht aufwachen. Die Eltern berichten von weniger Schlafproblemen bei ihren Babys.

Das kann eine Erleichterung für verzweifelte Eltern sein. Doch viele lehnen diesen Ansatz ab. Die Umsetzung ist anstrengend, und Kritiker machen sich Sorgen über die möglichen Auswirkungen der Durchsetzung seiner wichtigsten Bestandteile – 1. Babys, die allein gelassen werden und die unmittelbare Anwesenheit von Bezugspersonen nicht wahrnehmen können, und 2. Eltern, die so tun, als ob ihnen die Not des Babys egal wäre.

Trotz widersprüchlicher Schlagzeilen in den Medien liefern Studien bisher keine eindeutigen Beweise für diese Befürchtungen.

Verursacht die “ Ausweinen“-Taktik Probleme?

In einer viel diskutierten Studie wurden die langfristigen Auswirkungen des Schlaftrainings bei mehr als 170 Babys untersucht, wobei jedoch verschiedene Trainingsstrategien kombiniert wurden, darunter auch ein Programm, bei dem die Babys nicht allein gelassen wurden.

Daher wissen wir nicht, ob Familien, die eine abgestufte Extinktion verwendeten, andere Ergebnisse erzielten als Familien, die andere Methoden anwandten – z. B. solche, bei denen Babys und Eltern zusammen im selben Raum blieben.

Außerdem wurde in dieser Studie nicht untersucht, ob die Eltern der Kontrollgruppe ein Schlaftraining mit dem Baby durchführten. Auch das ist von entscheidender Bedeutung, denn es verhindert, dass wir Rückschlüsse auf die Unterschiede zwischen den Gruppen ziehen können.

Vielleicht waren die Ergebnisse ähnlich, weil die Vorgehensweisen sich glichen: Die Babys in beiden Gruppen erhielten verschiedene Arten von Schlaftraining.

Eine neuere Studie wirft ähnliche Probleme bei der Interpretation auf. Die Forscher/innen unterschieden zwischen abgestufter Extinktion und anderen Arten des Schlaf-Trainings.

Aber sie haben nicht erfasst, welche Maßnahmen die Eltern in der Kontrollgruppe ergriffen haben, um ihre Babys zum Schlafen zu bewegen. Sie erfassten auch nicht, wo die Babys im Verhältnis zu ihren Eltern schliefen – allein oder in einem gemeinsamen Zimmer.

Außerdem handelte es sich um eine viel kleinere Studie, bei der viele Daten fehlten und die publizierten Zahlen nicht eindeutig waren.

Zum Beispiel nahm zu einem bestimmten Zeitpunkt der Studie fast die Hälfte der Familien nicht aktiv teil. Die Forscher/innen ergänzten die fehlenden Daten mit ihren eigenen Einschätzungen.

Es ist auch interessant, über Forschungsergebnisse nachzudenken, die von der Presse weitgehend ignoriert wurden.

Als die Forscher/innen am Ende der Studie die Bindungsbeziehung untersuchten, stellten sie fest, dass nur 7 von 13 (54 %) der Babys mit „abgestufter Extinktion“ eine sichere Bindungsbeziehung zu ihren Eltern hatten. Im Gegensatz dazu ging es den Babys in der Kontrollgruppe ein wenig besser: 5 von 8 Babys (62%) wurden als sicher gebunden eingestuft.

Wir können aus diesem Unterschied keine Schlussfolgerungen ziehen. Die Stichprobengröße ist zu klein und sechs Familien entschlossen sich, nicht an diesem letzten Test teilzunehmen, was die Ergebnisse verfälscht haben könnte.

Was wäre zum Beispiel, wenn Eltern mit einem Baby, das eine sichere Bindungsbeziehung hat, eher zur Teilnahme bereit wären? Oder umgekehrt? Das unterstreicht nochmals, wie schwierig es ist, aus kleinen Studien mit fehlenden Daten Schlüsse zu ziehen.

Während ich dies schreibe, sind wir also noch weit davon entfernt, die Auswirkungen der abgestuften Extinktion zu klären, vor allem für Eltern, die besorgt sind, ihre Babys allein zu lassen, da sie die Anwesenheit von Bezugspersonen nicht wahrnehmen.

Das ist wichtig, denn es gibt auch andere Ansätze für das Schlaftraining, bei denen Babys nicht allein gelassen werden, und diese Ansätze sind ähnlich erfolgreich.

Zudem zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass Babys nicht in ihrem eigenen Zimmer schlafen müssen, um bessere Schlafgewohnheiten zu entwickeln.

In Ländern wie Hongkong teilen sich Babys und ihre Geschwister oft ein Zimmer mit anderen. In vielen Fällen teilen sie ein Bett mit einem Elternteil. Forscher/innen fanden jedoch keinen Zusammenhang zwischen Schlafplatz und nächtlichem Aufwachen.

Vielmehr scheint der Einsatz von aktiven Beruhigungsmaßnahmen – wie das Stillen oder Wiegen eines Babys in den Schlaf – mit Problemen verbunden zu sein. Nicht zwangsläufig die Anwesenheit der Eltern.

Wenn du also dein Baby zur selbständigen Beruhigung ermutigen willst, lohnt es sich, einen Blick auf diese Alternativen zum Schlaftraining mit der abgestuften Extinktion zu werfen.

Und denke an die Untersuchungen von Douglas Teti, der herausgefunden hat, dass einer der wichtigsten Faktoren für Schlafprobleme bei Säuglingen ist, ob die Eltern beim Schlafengehen emotional verfügbar sind – ob sie einfühlsam auf die Bedürfnisse des Babys eingehen und eine entspannte, beruhigende Stimmung verbreiten oder nicht.

Unabhängig davon, was du sonst noch tust und welche Art von Einschlafhilfe du wählst, kann die emotionale Verfügbarkeit zur Schlafenszeit deinem Baby helfen, sich zu beruhigen.

Alles auf einen Blick: Eine Checkliste für die Bewältigung von Schlafproblemen bei Babys

  • Sorge dafür, dass dein Baby natürliches Tageslicht und Tagesaktivitäten zu sehen bekommt. Beziehe dein Baby in das alltägliche Geschehen mit ein.
  • Schaffe regelmäßige Signale für den Abend. Wenn es auf das Schlafengehen zugeht, solltest du von aufregenden Aktivitäten zu ruhigeren, entspannten Aktivitäten übergehen. Dimme das Licht. Überlege, ob du besondere Rituale für das Schlafengehen einführen willst, wie das Vorlesen von Gute-Nacht-Geschichten oder das Singen von Schlafliedern.
  • Stille vor dem Schlafengehen. Wie bereits erwähnt, können Babys nachts länger schlafen, wenn du sie kurz vor dem Schlafengehen stillst.
  • Halte deine nächtlichen Kontakte mit deinem Baby ruhig und zurückhaltend. Sei ansprechbar, aber vermeide Lärm, bewege dein Baby nicht und vermeide Augenkontakt. Manche Schlafprobleme bei Babys werden dadurch verursacht, dass die Eltern zu viel Wirbel machen.
    Achte darauf, dass du nicht zu schnell eingreifst, wenn du denkst, dass dein Baby aufwacht. Du könntest dadurch ein schlafendes Baby aufwecken oder verhindern, dass dein Baby von selbst wieder einschläft.
  • Wenn dein Baby älter als 6 Monate ist, solltest du ein sanftes Schlaftraining in Betracht ziehen. Am besten wählst du dafür eines, das nicht erfordert, dass Babys alleine einschlafen und damit sowohl für die Eltern als auch für das Baby weniger belastend sind.
  • Solltest du dir Sorgen über ein mögliches medizinisches Problem machen oder scheint etwas nicht in Ordnung zu sein, sprich mit einem Kinderarzt. Die meisten Schlafprobleme von Babys haben keine medizinischen Ursachen, einige allerdings schon.

Bildquelle: https://unsplash.com/photos/JVmSwtYw-ek

Write A Comment

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.

Datenschutzerklärung