Wann ist der beste Zeitpunkt für Kinder um trocken zu werden? Im Säuglingsalter? Mit 18 Monaten? 24 Monate? Oder sogar später? Was sagt uns die Wissenschaft über das Töpfchentraining?

Es gibt erstaunlich wenig Forschung, die sich mit dieser Frage befasst. Drei Erkenntnisse sind allerdings unumstritten:

  • Man kann schon sehr früh mit dem Töpfchentraining beginnen – sofern man Methoden anwendet, die sicher und dem Entwicklungsstand des Kindes angemessen sind.
  • Kleinere Kinder brauchen möglicherweise länger, um das Töpfchentraining zu meistern. Wenn du also relativ früh damit beginnst (z. B. vor dem 24. Monat), kann es sein, dass dein Kind länger braucht.
  • Studien zeigen, dass es mehr gesundheitliche Probleme gibt, wenn man später (nach dem 24. Monat) mit dem Training beginnt als früher (vor dem 24. Monat).

Die Vorteile des frühen Töpfchentrainings

Studien deuten darauf hin, dass das Töpfchentraining im Babyalter – wenn es richtig und gefahrlos praktiziert wird – die Kinder vor der Entwicklung von Darm- und Blasenproblemen schützen kann.

Ein Großteil der Länder außerhalb der westlichen Welt beginnt traditionell schon im Säuglingsalter mit dem Töpfchentraining. Wie funktioniert das? Die Familien lernen, erfolgreich den Zeitpunkt der Ausscheidung zu erkennen. Sobald ein Baby auf die Toilette muss, halten die Eltern das Kind über ein geeignetes Gefäß und geben ihm das Signal, seine Notdurft zu verrichten.

Schadet diese Praxis, die „Ausscheidungskommunikation“ genannt wird, dem Kind?

Das ist eher unwahrscheinlich. Studien deuten sogar darauf hin, dass das Baby-Training das Risiko langfristiger Blasen- und Darmprobleme verringert.

Ein Beispiel dafür ist China, wo die Ausscheidungskommunikation die Norm ist. In einer Stichprobe von mehr als 10.000 Kindern (im Alter von vier bis zehn Jahren) fanden Forscher/innen dort heraus, dass die Raten von Blasen- und Darmbeschwerden bei Kindern am geringsten waren, die vor dem zwölften Monat mit dem Training begonnen hatten. Eine Studie mit ähnlichem Ausmaß ergab, dass Kinder, die vor dem 12. Lebensmonat mit dem traditionellen Training begannen, später seltener eine erhöhte Blasenaktivität entwickelten.

Darüber hinaus gibt es einen alternativen Ansatz für das Training, der auf der Nutzung des Töpfchen basierst. Diesen kann man ausprobieren, nachdem das Baby gelernt hat, sich selbstständig aufzusetzen. Auch hier geht es um realistische, behutsame und altersgerechte Vorgehensweisen.

Bereitet diese Art von Training Probleme?

Ich habe keine systematischen, wissenschaftlichen Studien zu diesem Ansatz gefunden. Aber in einer kleinen klinischen Studie, in der die Fortschritte von Babys beobachtet wurden, konnten keine negativen Folgen festgestellt werden.

Ist es gesünder mit dem Töpfchentraining vor dem zweiten Geburtstag zu beginnen?

Studien deuten zudem darauf hin, dass es von Vorteil ist, mit dem Töpfchentraining zu beginnen, bevor ein Kind 24 Monate alt ist.

Vor kurzem haben Forscherinnen und Forscher die besten vorhandenen Nachweise ausgewertet – zehn verschiedene veröffentlichte Studien mit einer Teilnehmerzahl von insgesamt mehr als 24.000 Kindern – wobei die Tendenz eindeutig war. Kinder, die vor dem Alter von 24 Monaten mit dem Training begannen, waren auf lange Sicht gesünder.

Dabei war es egal, ob sie als kleine Babys mit der Ausscheidungskommunikation begannen oder ob sie warteten, bis sie etwas älter waren und mit einer altersgerechten Methode des Töpfchentrainings begannen. In jedem Fall war es so, dass sie solange sie vor dem 24. Lebensmonat mit dem Training begonnen hatten, die Wahrscheinlichkeit geringer war, dass sie Probleme mit dem Harntrakt entwickelten.

Kommen alles Studien zu diesem Ergebnis?

Nein. Ich habe zumindest einen Widerspruch gefunden. In einer Studie mit 112 Kindern, die man wegen Problemen mit der Blasenentleerung an eine urologische Klinik überwies, war die Wahrscheinlichkeit, dass sie vor dem 24. oder nach dem 35. Monat mit dem Töpfchentraining begonnen hatten, höher als bei symptomfreien Kindern. Aber das allgemeine Muster – über alle Studien hinweg – bestätigt die These, dass Kinder, die früh trainieren, ein geringeres Risiko für Harnwegserkrankungen haben.

Die Nachteile des frühen Töpfchentrainings

Das bedeutet nicht, dass das frühe Training keine Nachteile hat. Es kann für Eltern sehr anstrengend sein, und Kinder, die früher anfangen, benötigen möglicherweise länger, bis sie selbstständig auf die Toilette gehen.

Die Anstrengung wird besonders bei der Ausscheidungskommunikation deutlich. Eltern müssen ständig aufpassen und sich auf die Bedürfnisse ihrer Babys einstellen. Das Töpfchentraining – also das Benutzen eines Töpfchenstuhls – bringt jedoch auch seine eigenen Herausforderungen mit sich. Manche Kleinkinder versuchen zum Beispiel, ihren Drang zu unterdrücken, um einen lästigen Besuch auf die Toilette zu vermeiden. Das ist jedoch eine ungesunde Angewohnheit, die zu Verstopfung und Harnwegserkrankungen führen kann. Deshalb müssen Eltern wachsam bleiben und ihre Kinder ermutigen, mehrmals am Tag aufs Töpfchen zu gehen.

Außerdem solltest du bedenken: Je früher du anfängst, desto länger braucht dein Kind, um das Training abzuschließen. Ältere Kinder haben ausgeprägtere motorische Fähigkeiten, die ihnen dabei helfen, den Trainingsprozess zu beschleunigen. Kinder, die ihre Hosen selbst hoch- und runterziehen können, haben beispielsweise einen Vorteil beim Töpfchentraining. Mindestens eine Studie legt nahe, dass jüngere Kleinkinder mehr Zeit zum Lernen brauchen.

In einer Studie haben Forschende mehr als 400 amerikanische Kinder im Alter von 17 bis 19 Monaten untersucht. Sie haben die Eltern alle zwei bis drei Monate befragt, bis die Kinder das Töpfchentraining abgeschlossen hatten. Das Training galt als abgeschlossen, wenn die Kinder Unterhosen statt Windeln trugen und jede Woche höchstens drei Missgeschicke beim Urinieren und zwei beim Stuhlgang hatten.

Die Forscherinnen und Forscher interessierten sich insbesondere für die Dauer des „konzentrierten“ Töpfchentrainings. Das heißt die Art des Trainings, bei dem das Kind mindestens dreimal am Tag von den Eltern aufgefordert wurde, sich auf einen Töpfchenstuhl zu setzen. Sie untersuchten auch, ob das Alter, in dem sie mit dem Training begannen, einen Unterschied machte. Deshalb verglichen sie zwei unterschiedliche Gruppen: Kinder, die vor dem Alter von 27 Monaten mit dem intensiven Training begannen, und Kinder, die erst danach begannen.

Das Ergebnis? Beide Gruppen hatten die gleiche Wahrscheinlichkeit, Probleme wie Verstopfung, Weigerung des Kindes bezüglich des Stuhlgangs, Zurückhalten des Stuhls oder Verstecken vor den Eltern zu haben. Kinder, die früher trainiert wurden, brauchten jedoch länger, um das Training abzuschließen. Wenn die Kinder zwischen 18 und 24 Monaten mit dem Training begannen, brauchten sie im Durchschnitt 13-14 Monate. Kinder, die nach 27 Monaten trainierten, brauchten 10 Monate oder weniger.

Solltest du also warten bis dein Kind fast drei Jahre als ist?

Was, wenn du länger wartest? Bis dein Kind beinahe drei Jahre alt ist – oder sogar noch älter?

Wie bereits erwähnt, wurde der Beginn des Töpfchentrainings nach 24 Monaten mit einem höheren Risiko für Harnwegserkrankungen in Verbindung gebracht. Das belegen auch Studien mit umfangreichen Stichproben, wie z. B. eine Studie, in der die Langzeitergebnisse von mehr als 8.500 Kindern untersucht wurden. Steigt das Risiko mit zunehmendem Alter der Kinder?

Diese Frage wurde in den Studien noch nicht wirklich geklärt. Wir benötigen mehr Forschungsarbeit. Aber es gibt genügend Anhaltspunkte dafür, dass ein früheres Training von Vorteil sein kann. Wenn wir urinieren, ist es wichtig, die Blase vollständig zu entleeren. Das senkt das Risiko für Harnwegsinfektionen. Welche Rolle spielt dabei das Töpfchentraining? Es hilft Kindern dabei zu lernen, wie sie ihre Blase vollständig entleeren können.

Je früher Kinder also mit dem Töpfchentraining beginnen, desto früher entwickeln sie diese wichtige Angewohnheit. Das kann einen großen Unterschied machen.

In einer interkulturellen Studie haben Forschende das Verhalten von Kindern in Vietnam und Schweden beim Urinieren untersucht. Die meisten vietnamesischen Kinder begannen mit dem Töpfchentraining, bevor sie sechs Monate alt waren. Sie konnten mit neun Monaten ihre Blase vollständig entleeren.

Im Gegensatz dazu hatten 95 % der schwedischen Kinder bis zum Alter von 24 Monaten noch nicht einmal mit dem Training begonnen. Diese Kinder leerten ihre Blase erst im Alter von 36 Monaten vollständig.

Töpfchentraining und die Auswirkungen auf die Psyche

Ja, aber der entscheidende Faktor ist nicht das Alter des Kindes. Stattdessen ist es wichtig, dass du einen Zeitpunkt auswählst, an dem dein Kind gesund ist (frei von Harnwegs- oder Darmproblemen) und bereit ist, zu kooperieren. Natürlich musst du außerdem darauf achten, dass deine Ziele und Methoden für den Entwicklungsstand deines Kindes angemessen sind. Egal, wie alt dein Kind ist, du möchtest, dass der Prozess angenehm und partnerschaftlich abläuft – nicht mit Druck oder Zwang. Strafen – für Missgeschicke oder Fehlverhalten – sind keine gute Idee.

Es stimmt, dass einige Menschen die Behauptung aufgestellt haben, dass frühes Töpfchentraining psychische Probleme verursacht. Doch dabei es ist hilfreich, den historischen Kontext zu verstehen. Ich vermute, dass das frühe Töpfchentraining einen schlechten Ruf hat, weil es früher mit strengen oder zwanghaften Erziehungsmethoden in Verbindung gebracht wurde.

In den 1920er und 1930er Jahren wurden Eltern dazu angehalten, ihren Kindern ein strenges Töpfchentraining aufzuerlegen, bevor sie laufen konnten. Die Methoden waren zwanghaft – manchmal sogar gewalttätig.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann die Medizin, das frühe Töpfchentraining abzulehnen. Die Psycholog/innen argumentierten, dass frühes, strenges Training zu emotionalen Problemen und Neurosen im späteren Leben führt. Und Kinderärzte warnten, dass die Ausübung von Druck auf Kinder zu einer Vielzahl von Problemen führen kann, darunter das Zurückhalten des Stuhls, die Verweigerung des Stuhlgangs, Rückschritte und auch Bettnässen.

Deshalb vertraten einige Entwicklungsforschende die Auffassung, dass das Training erst dann beginnen sollte, wenn die Kinder aktiv daran teilnehmen können. Strikte Zeitvorgaben für das Training wurden verworfen. Stattdessen wurden die Eltern ermutigt, die Eigeninitiative der Kinder in den Vordergrund zu stellen.

Diese Veränderungen haben vermutlich viele Kinder vor strengen Erziehungsmethoden bewahrt. Doch mir scheint, dass die Reformer den Fehler gemacht haben, Methoden und Timing zu verwechseln. In einer historischen Studie, die ich las, stellt der Autor zum Beispiel fest, dass jedes Training vor dem zehnten Monat per Definition zwanghaft ist.

Was ist mit der Freudschen Vorstellung, dass Töpfchentraining psychische Probleme verursacht? Es ist interessant festzustellen, dass Freud selbst nie das frühe Training als Ursache für Persönlichkeitsstörungen ausgemacht hat. Ihm ging es um jeden Erziehungsansatz, der als übertrieben angesehen werden könnte – zu früh, zu spät, zu streng, zu freizügig.

Ich habe jedenfalls keine wissenschaftlichen Studien gefunden, die einen direkten Zusammenhang zwischen dem Alter, in welchem das Töpfchentraining beginnt, und der späteren Entwicklung emotionaler Störungen herstellen. Freud hat bestimmte Arten von Persönlichkeiten identifiziert, die durch moderne wissenschaftliche Studien belegt wurden. Diese Persönlichkeitstypen wurden jedoch NICHT mit den Erfahrungen beim Töpfchentraining in der Kindheit in Verbindung gebracht.

Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/mauer-weiss-badezimmer-minimalismus-3963073/

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