Sobald Kinder Anzeichen für die Bereitschaft zum Töpfchentraining zeigen, können sie die Toilettengänge leichter oder schneller erlernen. Doch nicht alle Anzeichen sind gleichermaßen hilfreich – oder relevant – im Bezug auf die Bedürfnisse deiner Familie. Vor dem Training ist es wichtig, dass du deine individuellen Ziele für das Töpfchentraining bestimmst und dann auf Anzeichen achtest, die zeigen, dass dein Kind über die entsprechenden Fähigkeiten verfügt, um diese Ziele zu erreichen.

Was bedeutet „Bereitschaft zum Töpfchentraining“? Das Konzept wurde von zwei Kinderärzten – Benjamin Spock und T. Berry Brazelton – entwickelt. Sie vertreten die Ansicht, dass manche Kinder zum Training mit dem Kind gezwungen werden, bevor sie in ihrer Entwicklung dafür bereit sind. Deshalb wehren sich die Kinder und die Familien machen keine Fortschritte.

Um diese Gefahren zu vermeiden, empfahlen die Ärzte Geduld. Warte, bis ein Kind bestimmte körperliche und psychologische Meilensteine erreicht hat. Dann kannst du sicher sein, dass dein Kind für das Töpfchentraining bereit ist.

Das klingt vernünftig. Aber sollten wir diese Meilensteine als Voraussetzung für das Training ansehen?

Nicht unbedingt.

Es gibt keine „Patentlösung“ für den Zeitpunkt des Töpfchentrainings.

Die Beobachtung von Meilensteinen ist nützlich. Sie hilft uns zu verstehen, welche Art von Toilettengang unsere Kinder bereits lernen können.

Über die Jahre haben Kinderärzte und Forscher jedoch viele verschiedene Anzeichen für die Bereitschaft zum Töpfchentraining gefunden und nicht alle sind gleichermaßen hilfreich, zumindest nicht für jedes Kind.

Die Bereitschaft deines eigenen Kindes hängt nämlich davon ab, was genau du erreichen willst.

Manche Eltern wollen, dass ihr Kind völlig unabhängig auf die Toilette geht. Sie wollen, dass ihre Kinder in der Lage sind, ins Bad zu gehen, die Hose herunterzuziehen, das Töpfchen zu benutzen, sich selbst abzuwischen und so weiter.

Falls das dein Ziel sein sollte, musst du natürlich bestimmte Meilensteine abwarten, z. B. die Fähigkeit, selbstständig zu laufen.

Wie machen es andere Eltern, die das traditionelle Töpfchentraining mit dem Baby praktizieren? Sie haben eher bescheidenere Ziele vor Augen. Sie werden von ihren Babys nicht erwarten, dass sie sich selbst auf ein Töpfchen setzen – geschweige denn, dass sie schon laufen können. Für diese Familien sind viele der empfohlenen „Anzeichen für die Bereitschaft zum Töpfchentraining“ irrelevant.

Außerdem gibt es noch einen weiteren Punkt. Selbst wenn du daran interessiert bist, dein Kind mit dem Training zur kompletten Eigenständigkeit beim Toilettengang zu bringen, musst du nicht warten, bis du alle Anzeichen für die Bereitschaft beobachtest, die es jemals gegeben hat.

Einige Ratgeber empfehlen Eltern zum Beispiel, so lange zu warten, bis ihre Kinder während des Mittagsschlafs trocken bleiben. Ist es wirklich notwendig, so lange zu warten?

Eine aktuelle Studie deutet auf das Gegenteil hin. Nicht einmal die Hälfte der Kinder, die erfolgreich das Töpfchentraining absolvierten, hatten diesen Meilenstein erreicht.

Und es ist bemerkenswert: Einige „Anzeichen für die Bereitschaft“ beziehen sich auf die Neugierde und die Motivation deines Kindes, mit dem Training zu beginnen. Ihr könnt warten, bis sich diese Anzeichen von selbst ergeben. Doch du kannst auch aktiv etwas unternehmen, um das Interesse deines Kindes zu wecken – und es für das Training zu begeistern.

Was solltest du als Elternteil auf dem Schirm haben? Wie solltest du entscheiden, auf welche Anzeichen du warten solltest?

Im Folgenden gehe ich auf die Empfehlungen von Experten ein und fange mit den Voraussetzungen für das Training an, bei denen sich alle einig sind. Anschließend erläutere ich einige der meistgenannten Merkmale für die Bereitschaft zum Töpfchentraining, die ich aus einer Reihe von medizinischen Fachartikeln zusammengestellt habe.

Entscheidende Voraussetzungen für das Töpfchentraining: Worauf jede Familie warten sollte

Es gibt keine eindeutige Liste von Meilensteinen in der Entwicklung, die jedes Kind vor dem Töpfchentraining erreichen sollte. Doch unabhängig davon, welche Ziele du verfolgst, gibt es bestimmte Voraussetzungen, die erfüllt sein sollten, bevor du von deinem Kind erwartest, dass es Toilettengänge erlernt.

Generell solltest du erst mit dem Training anfangen, wenn dein Kind:

  • gesund ist (z. B. keinen Durchfall oder Verstopfung hat);
  • entspannt (nicht durch Veränderungen im Leben gestresst, wie z. B. einen Umzug); und
  • kooperativ ist (keine rebellische Phase durchläuft).

Wieso sind diese Kriterien so wichtig? Weil der Erfolg davon abhängt, dass Kinder das Töpfchentraining mit einem guten Gefühl angehen.

Wenn du versuchst, das Training in einer ungünstigen Zeit zu absolvieren, kann es sein, dass dein Kind lernt, das Töpfchentraining mit Schmerzen, Krankheit, emotionalem Kummer oder Streit zu verbinden. Dadurch kann es dazu kommen, dass sich dein Kind gegen das Training sträubt.

Aber nehmen wir mal an, du hast ein gesundes, entspanntes, kooperatives Kind, das regelmäßig Stuhlgang hat. Was dann? Welche Anzeichen deuten darauf hin, dass dein Kind bereit ist, mit dem Training zu beginnen?

Anzeichen für die Bereitschaft zum Töpfchentraining: Eine Liste, die aus 7 verschiedenen Quellen zusammengestellt wurde

Im Jahr 1999 stellte Dr. Peter Gorski eine Reihe von Anzeichen vor, die auch heute noch von der Amerikanischen Akademie für Kinderheilkunde anerkannt werden. Er riet, dass Kinder in der Lage sein sollten:

  • deine Handlungen nachzuahmen;
  • Gegenstände dorthin legen, wo sie hingehören;
  • Selbstständigkeit zeigen, indem sie „Nein“ sagen;
  • ein Interesse am Töpfchentraining zeigen (z. B. indem sie dir ins Bad folgen);
  • Laufen und Hinsetzen;
  • Kommunikation darüber, wann sie urinieren oder sich erleichtern müssen und wann sie dies tun müssen;
  • ihre Kleidung aus- und wieder anziehen (d.h. ihre Hosen hoch- und runterziehen).

Darüber hinaus empfehlen der Arzt Drew Baird und seine Kollegen (2019), dass Eltern auf Anzeichen achten, die zeigen, dass Kinder

  • unzufrieden mit einer schmutzigen Windel sind (d.h., dass sie sauber bleiben wollen und sich durch schmutzige oder nasse Windeln gestört fühlen);
  • eine “ deutliche“ Sprache verwenden und
  • Kontrolle über die Blase oder den Darm (z. B. zwei Stunden am Stück oder während des Mittagsschlafs trocken bleiben).

Andere Experten schlagen weitere Anzeichen für die Bereitschaft zum Töpfchentraining vor, zum Beispiel:

  • die Bitte, einen Töpfchen zu benutzen oder Unterwäsche für „große Kinder“ zu tragen;
  • die Fähigkeit, auf Anweisungen, Fragen oder Erklärungen zu reagieren);
  • das Verlangen, Aufgaben selbstständig zu erledigen und den Stolz auf diese Leistungen; und
  • den Wunsch haben, die Ausscheidung zu kontrollieren und aktiv am Töpfchentraining teilzunehmen.

Nun gut. Das sind eine ganze Menge Anzeichen und du kannst vermutlich die Begründung für die meisten verstehen. Aber es ist auch klar, dass unterschiedliche Anzeichen zu anderen Schlussfolgerungen führen können.

Gorski erwähnt in seinen Anzeichen zur Bereitschaft zum Beispiel nicht, dass dein Kind nach Unterwäsche für „große Kinder“ verlangt oder während des Mittagsschlafs trocken bleiben muss. Was ist, wenn dein Kind die Kriterien von Gorski erfüllt, aber nicht alle Anzeichen zeigt, die ein anderer Experte vorschlägt? Sollst du dann weitermachen oder abwarten?

Verwirrend? Ja. Und diejenigen, die sich damit wohl am besten auskennen – Forscher, die sich mit dem Töpfchentraining und der Blasenkontrolle beschäftigen – sind sich einig. Nachdem sie die Fachliteratur über das Töpfchentraining ausgewertet hatten, berichteten Nore Kaerts und ihre Kollegen:

„Die Ergebnisse zeigen, dass es kein Einvernehmen darüber gibt, welches oder wie viele Anzeichen dafür verwendet werden sollten. Je nach Bereitschaft kann der Zeitpunkt für den Einstieg in das Töpfchentraining sehr unterschiedlich sein“.

Wie sollten Eltern also diese Anzeichen auswerten?

Überspringe Anzeichen, die nicht relevant oder für deine Ziele von Bedeutung sind

Viele der Anzeichen der Bereitschaft gehen davon aus, dass Eltern warten wollen, bis ihre Kinder recht weit fortgeschrittene Entwicklungen durchlaufen haben. Und das trifft möglicherweise nicht auf dich zu.

Manche Eltern möchten das Training vielleicht so lange hinauszögern, bis ihre Kinder ihre Blase gut kontrollieren können – also mindestens zwei Stunden am Stück trocken bleiben.

Das ist eine sinnvolle Entscheidung. Wenn dein Kind länger „durchhält“, musst du nicht so oft zum Töpfchen gehen. Doch andere Eltern sehen das womöglich anders. Sie ziehen es vor, früher anzufangen, auch wenn das einige zusätzliche Toilettengänge bedeutet.

Ist der eine Ansatz richtig und der andere falsch?

Nein. Früher anzufangen ist zunächst mit mehr Arbeit verbunden und kleinere Kinder brauchen in der Regel länger, um den gesamten Prozess zu bewältigen. Andererseits können Familien ihre Kinder früher aus den Windeln holen, was viele Vorteile mit sich bringt.

Es gibt also gute Argumente für beide Optionen. Entscheidend ist, welche Kompromisse du bereit bist, einzugehen. Wichtig ist, dass du auf Entwicklungszeichen achtest, die mit den von dir gesetzten Zielen übereinstimmen.

Und denke daran, dass du dein Kind gezielt auf das Töpfchentraining vorbereiten kannst.

Nach dem traditionellen Konzept des Töpfchentrainings sollst du geduldig abwarten, bis sich die Fähigkeiten deines Kindes entwickeln. Dieser Ansatz könnte jedoch dazu führen, dass du sehr lange warten musst.

In einer Studie mit amerikanischen Kindern im Alter von 15 bis 40 Monaten wurden die meisten Fähigkeiten bezüglich des Toilettenganges erst nach 22 Monaten erlernt und das Durchschnittsalter für das Erlangen einiger Fähigkeiten – wie dem Melden des Harndrangs bei den Eltern – lag bei über 32 Monaten.

Das ist eine ziemlich lange Zeitspanne, wenn man bedenkt, dass „durchschnittlich“ bedeutet, dass die Hälfte der Kinder noch länger brauchten.

Können Eltern also das Erreichen bestimmter Meilensteine beschleunigen?

In einer Studie mit mehr als 200 Kindern in den Niederlanden fanden Forscher Beweise, die dafür sprechen. Ihre Ergebnisse deuten darauf hin, dass Kinder einige „Zeichen der Bereitschaft“ nicht vor dem Training, sondern während des Trainings entwickelten.

Das Durchlaufen des Töpfchentrainings sagte zum Beispiel die Entwicklung eines größeren Interesses am Töpfchentraining voraus. Es wurde auch mit einem größeren Wortschatz in Verbindung gebracht, einschließlich der Kenntnis von Wörtern, die mit dem Training zusammenhängen.

Das entspricht natürlich unseren alltäglichen Erfahrungen und dem, was wir über das Lernen von Kindern wissen. Es gibt eine Menge, was Eltern tun können:

  • Das Interesse am Töpfchentraining kann geweckt werden, indem man den Kindern aufzeigt, wie der Toilettengang funktioniert.
  • Du kannst Kinder mit Wörtern vertraut machen, die ihnen dabei helfen, über die Benutzung des Töpfchens zu sprechen.
  • Man kann Kindern Bücher über das Töpfchentraining vorlesen.
  • Kleinkindern eine Hose anziehen, die sich leicht hoch- und runterziehen lässt und ihnen zeigen, wie sie dies üben können.
  • Und schließlich kann man Kindern ein Töpfchen präsentieren, das sie erforschen können – schon lange bevor das Training beginnt.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass es eine gute Idee ist, dein Kind bewusst ans Töpfchentraining heranzuführen und es mit den dazugehörigen Konzepten vertraut zu machen. Barton Schmidt, Professor für Kindermedizin an der University of Colorado, sagt, dass einer der häufigsten Fehler, den Eltern machen, darin liegt, dass sie bis zu der Woche, in der sie mit dem Training beginnen, keinerlei Schritte zur Vorbereitung machen.

Gibt es Anzeichen für die Bereitschaft des Töpfchentrainings, die besonders hilfreich sind, um den Erfolg vorauszusagen?

In der selben Studie mit Kindern in den Niederlanden gingen die Forscher dieser Frage auf den Grund. Sie erfassten die Daten von 221 Kindern (im Alter von 15-35 Monaten) und untersuchten, ob es einen Zusammenhang zwischen den Anzeichen für die Bereitschaft und dem Status des Töpfchentrainings gibt.

Welches Anzeichen war am ausgeprägtesten bei Kindern, die das Töpfchentraining erfolgreich abgeschlossen hatten? Die drei wichtigsten waren:

  • Das Kind „äußert das Bedürfnis, sich zu erleichtern und ist sich bewusst, dass es sich entleeren muss oder Stuhlgang hat.“
  • Das Kind kann „im Rahmen des Töpfchentrainings seine Hose hoch- und runterziehen“.
  • Das Kind „besteht darauf, bestimmte Dinge ohne Hilfe zu erledigen und ist stolz auf seine neuen Fähigkeiten“.

Wenn du also deinem Kind vermitteln möchtest, dass es selbstständig aufs Töpfchen geht, können diese Anzeichen besonders hilfreich sein, um die Bereitschaft deines Kindes zu beurteilen.

Bildquelle: https://unsplash.com/photos/KTEP8WKabgU

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