In westlichen Ländern wie den USA beginnen viele Kinder irgendwann zwischen 24 und 36 Monaten mit dem Töpfchentraining. Aber aus historischer und kulturübergreifender Sicht ist dies ein später Zeitpunkt, der auch Schattenseiten hat.

In welchem Alter ist das Töpfchentraining angebracht? Das hängt von deinem Kind, deinen Zielen und den Kompromissen ab, die du bereit bist, einzugehen.

In diesem Artikel gehe ich auf Folgendes ein:

  • das „normale“ Trainingsalter und wie sich dieses Alter in verschiedenen Kulturen und historischen Epochen unterscheidet;
  • warum es weniger auf den Zeitpunkt des Trainings ankommt und mehr auf die Art und Weise, wie du trainierst und
  • die Vor- und Nachteile des Töpfchentrainings in verschiedenen Altersgruppen, vom Säuglingsalter bis zu 24 Monaten – und darüber hinaus.

Erste Schritte: Was ist ein normales Alter für den Start des Töpfchentrainings eines Kindes?

„Normal“ ist ein heikles Thema. Denn dies unterscheidet sich von Kultur zu Kultur.

In einigen Teilen Afrikas und Asiens ist es zum Beispiel normal, dass Kinder schon sehr früh lernen, auf die Toilette zu gehen – oft schon 4-12 Wochen nach der Geburt.

In Russland ist es üblich, mit dem Töpfchentraining erst Monate später, in der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres des Babys, zu beginnen.

Und in Westeuropa und im englischsprachigen Nordamerika?

Kinder beginnen mit dem Töpfchentraining in der Regel irgendwann zwischen 24 und 36 Monaten.

Die Norm variiert auch erheblich zwischen den verschiedenen Kulturen innerhalb eines Landes.

Als Forscher/innen zum Beispiel rund 780 Eltern in Washington, D.C., befragten, wollten sie wissen, welches Alter für den Beginn des Trainings am besten geeignet ist. Die Antworten? Wie die Forscher erläutern, variierten sie je nach ethnischer Zugehörigkeit:

„Kaukasische Eltern waren der Meinung, dass das Töpfchentraining deutlich später beginnen sollte (25,4 Monate) als afroamerikanische Eltern (18,2 Monate) und Eltern anderer Herkünfte (19,4 Monate).“

Die gesellschaftlichen Normen ändern sich mit der Zeit.

Um zu verstehen, was ich meine, betrachte, wie sich der Zeitrahmen für das Töpfchentraining in den Vereinigten Staaten in den letzten 70 Jahren verändert hat.

Im Jahr 1947 hatten etwa 60 % der Kinder das Töpfchentraining im Alter von 18 Monaten abgeschlossen.

Aber in den 1980er-Jahren hatten etwa 70 % der Kinder in diesem Alter noch nicht einmal mit dem Töpfchentraining begonnen. Das durchschnittliche Kind hatte erst im Alter von 24 bis 27 Monaten das Training abgeschlossen.

In einer Studie aus dem Jahr 2004, an der mehr als 400 amerikanische Kinder teilnahmen, wurde festgestellt, dass das durchschnittliche Alter für den Abschluss des Töpfchentrainings bei fast 37 Monaten lag.

Und in anderen Ländern?

Forscherinnen und Forscher in anderen westlichen Ländern haben ähnliche historische Trends beobachtet – eine Tendenz, dass das Töpfchentraining immer später stattfindet.

Zwischen den 1950er- und 1980er-Jahren stieg das Durchschnittsalter für den Beginn des Töpfchentrainings in der Schweiz zum Beispiel um 13 Monate.

Warum hat sich der Zeitpunkt des Töpfchentrainings in diesen Ländern verzögert?

Die Wissenschaftler/innen wissen es nicht genau. Die Verfügbarkeit von praktischen Einwegwindeln hat wahrscheinlich etwas damit zu tun. Wir wissen auch, dass sich die Werte verändert haben und die Überzeugung aufkam, dass das Töpfchentraining „kindbezogen“ sein sollte, d.h. vom Kind selbst gesteuert.

Aber Moment mal. Gibt es nicht starke gesundheitliche Gründe dafür, das Töpfchentraining zu verzögern, bis das Kind mindestens 2 Jahre alt ist?

Wenn du in einer Gesellschaft aufwächst, in der ein spätes Töpfchentraining üblich ist, nimmst du das vielleicht an. Doch in den Jahren, in denen ich Studien beobachte, habe ich keine stichhaltigen Beweise dafür gefunden, dass die Kinder gesünder sind, wenn wir das Training bis zum Alter von 24 Monaten oder später hinauszögern.

Im Gegenteil, wie ich weiter unten anmerke, tendieren die neuesten Forschungsergebnisse in die andere Richtung: Kinder, die früher trainieren, haben in der Regel seltener langfristige Probleme mit Inkontinenz.

Natürlich sind ältere Kinder in ihrer Entwicklung weiter fortgeschritten, so dass sie in der Lage sind, anspruchsvollere Fähigkeiten beim Toilettengang zu erlernen. Sie brauchen weniger Hilfe, wenn sie ein Töpfchen benutzen.

Das heißt aber nicht, dass wir jüngere Kinder nicht trainieren können oder sollten. Es ist nur eine Anmerkung, dass wir das Töpfchentraining je nach Entwicklungsstand des Kindes unterschiedlich handhaben sollten.

Wie sollten Eltern also diese Entscheidung treffen? Ist es eine Frage der persönlichen Einstellung?

Nicht unbedingt.

Wenn es darum geht, das Alter für das Töpfchentraining zu bestimmen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Aber sobald du dich für den Zeitpunkt entschieden hast, sind deine restlichen Entscheidungen nicht mehr uneingeschränkt möglich.

Zum Beispiel wirst du ein 4 Monate altes Baby nicht auf die gleiche Weise trainieren können wie ein 18 Monate altes Kleinkind. Oder ein 28 Monate altes Kind. Wie du das Baby trainierst, hängt von den Fähigkeiten und Bedürfnissen deines Kindes ab.

Es ist auch sehr wichtig, das Töpfchentraining hinauszuzögern, wenn dein Kind gesundheitliche Beschwerden – wie Verstopfung – hat, welche die Ausscheidung beeinträchtigen.

Außerdem ist es wichtig, dass du deine Erwartungen an die jeweiligen Lebensumstände deines Kindes anpasst. Je nach Alter deines Kindes ist es sehr unterschiedlich, was „Töpfchentraining“ bedeutet.

Wie solltest du dich also entscheiden? Du musst mehr über die Herausforderungen wissen, die mit dem Töpfchentraining auf verschiedenen Entwicklungsstufen verbunden sind.

Im weiteren Verlauf dieses Artikels werde ich die Vor- und Nachteile von vier Altersgruppen beim Töpfchentraining vergleichen:

  • Babys (0-12 Monate)
  • Junge Kleinkinder (12-18 Monate)
  • Ältere Kleinkinder (18-24 Monate)
  • Kinder älter als 24 Monate

Töpfchentraining im Babyalter: 0-12 Monate

In Ländern wie Kenia, Tansania, Indien, China und Vietnam ist das traditionelle Alter für das Töpfchentraining das frühe Säuglingsalter.

Wie sieht der Prozess aus?

Es beginnt mit der genauen Beobachtung. Eltern lernen, die Körpersignale ihrer Babys zu erkennen und nutzen diese Signale, um vorauszusehen, wann ihr Baby aufs Klo muss.

Wenn ein Baby bereit ist, halten die Eltern es über ein Waschbecken, einen Eimer, eine Toilette oder den Boden.

Während das Baby seine Notdurft verrichtet, machen die Eltern ein bestimmtes Geräusch oder eine Geste. Das Ziel ist es, dem Baby beizubringen, dass es die Entleerung mit diesem Geräusch oder dieser Geste der Eltern verbindet.

Und wenn das Baby diese Verknüpfung gelernt hat, können die Eltern dieses Zeichen zur Kommunikation nutzen. Somit haben die Eltern die Möglichkeit, ihr Baby auf Kommando dazu aufzufordern, sich zu erleichtern.

Wie du siehst, ist dieses Verfahren nicht das, was viele Menschen unter „Töpfchentraining“ verstehen.

Für viele bedeutet „Töpfchentraining“, einem Kind das Ausziehen der Hose, das Sitzen auf dem Töpfchen, das Abwischen etc. beizubringen. Es bedeutet, Fähigkeiten zu lehren, zu denen junge Babys noch nicht in der Lage sind. Daher ist diese traditionelle Methode des Töpfchentrainings für Babys eher eine bescheidene Angelegenheit: Sie schaffen es nur mit viel Hilfe der Eltern.

Lohnt sich all die elterliche Beaufsichtigung und Wachsamkeit?

Darüber müssen die Eltern selbst entscheiden. Es gibt jedoch definitiv einige Vorteile, die es zu berücksichtigen gilt.

Die unmittelbaren Vorteile sind ziemlich offensichtlich. Da Babys keine Windeln tragen, vermeiden sie Hautausschläge und Infektionen, die mit Windeln in Verbindung gebracht werden. Die Eltern sparen Zeit und Geld für das Wickeln. Zudem ist der Verzicht auf Windeln gut für die Umwelt.

Es gibt aber auch noch andere, weniger offensichtliche Vorteile.

Studien deuten darauf hin, dass Kinder, die bereits im Säuglingsalter auf die Toilette gehen, seltener wiederkehrenden Harnwegsinfektionen erleiden. Und warum?

Vermutlich, weil Babys mit Töpfchentraining lernen, ihre Blase vollständig zu entleeren, so dass kein Harn zurückbleibt, in welchem sich Bakterien ansiedeln können. Kinder, die erst nach dem 24. Lebensmonat mit dem Training beginnen, lernen diese Fähigkeit eventuell erst nach ihrem dritten Geburtstag.

Und es gibt Hinweise darauf, dass Kinder, die mit dem Babytraining beginnen, ein niedrigeres Risiko haben, im Laufe ihres Lebens an Inkontinenz zu erkranken.

Einige Eltern betrachten das Töpfchentraing als eine Investition. Natürlich musst du im Moment sehr wachsam sein. Aber wenn du dein Kind früh trainierst, sparst du dir später eine Menge Unannehmlichkeiten.

Wenn Kinder mit Windeln groß werden, lernen sie nicht besonders gut auf die Zeichen ihres Körpers zu achten, z. B. auf das Gefühl einer vollen Blase. Sie können sogar genau das Gegenteil lernen. Sie können lernen, diese Gefühle zu ignorieren.

Es kann auch sein, dass Kinder ein Gefühl der Gewohnheit und des Komforts beim Tragen von Windeln entwickeln, so dass sie nur ungern eine Unterhose tragen wollen.

Diese Aspekte können es älteren Kleinkindern erschweren, Toilettengänge zu erlernen. Sie müssen ihre alten Gewohnheiten ablegen. Beginnst du dagegen sehr früh, hat dein Baby keine schlechten Gewohnheiten, die es überwinden muss.

Und wann beginnt das traditionelle Baby-Training in der Regel?

In den meisten Fällen beginnen die Eltern direkt nach der Phase der Neugeborenen, wenn das Baby 4 Wochen alt ist. Manche beginnen erst, wenn das Baby 3 Monate alt ist, oder sogar später.

Ist diese „traditionelle“ Methode die einzige Möglichkeit, das Töpfchentraining anzugehen? Was, wenn du dein Kind auf einen Töpfchenstuhl setzen willst?

Wenn dein Kind gelernt hat, sich selbstständig aufzusetzen – aufrecht und sicher, ohne zu wackeln – kannst du versuchen, einen Töpfchenstuhl zu benutzen.

Das scheint in vielen westlichen Ländern der normale Ablauf gewesen zu sein, bevor der historische Wandel des späteren Trainings einsetzte.

Untersuchungen haben ergeben, dass die meisten Schweizer Babys in den 1950er-Jahren bereits mit 6-9 Monaten auf dem Töpfchen saßen.

Viele russische Babys benutzen den Töpfchenstuhl, schon bevor sie 12 Monate alt sind.

Falls du einen Töpfchenstuhl benutzen möchtest, solltest du deine Vorgehensweise an die Entwicklungsphase deines Babys anpassen.

Ältere Babys und junge Kleinkinder (12-18 Monate)

Wie wir festgestellt haben, ist es nicht außergewöhnlich, dass Eltern mit dem Töpfchentraining während des ersten Lebensjahres ihres Babys beginnen – sowohl in der Vergangenheit als auch in verschiedenen Kulturen.

Aber wie sieht es aus, wenn man etwas später damit anfängt? Zwischen dem 12. und 18. Lebensmonat?

Dieser Zeitpunkt ist nicht annähernd so verbreitet, was mich nachdenklich gemacht hat. Was macht das Töpfchentraining in dieser Altersgruppe schwieriger?

Für Kinder in dieser Altersgruppe geht es beim Töpfchentraining zwangsläufig darum, zu lernen, wie man auf einem Töpfchen sitzt. Und das ist der Knackpunkt, der für manche Familien eine Herausforderung darstellt.

Es liegt nicht daran, dass ihre Kinder nicht sitzen können. Es liegt daran, dass sie es nicht wollen.

Eine in den USA durchgeführte Studie hat zum Beispiel erwiesen, dass sich Kinder im Alter von etwa 15 bis 19 Monaten eher weigern, sich auf einen Töpfchenstuhl zu setzen als ältere Kinder.

In Russland habe ich eine interessante Parallele gefunden: Dort beginnen Eltern in der Regel vor dem zwölften Monat mit dem Töpfchentraining. Laut den dortigen Forschern klagen Eltern oft darüber, dass ehemals kooperative Kinder im Alter von etwa 14 Monaten widerspenstig werden, wenn sie auf dem Töpfchen sitzen sollen.

Woran liegt das? Es könnte etwas mit der motorischen Entwicklung zu tun haben.

Im Alter von 12 bis 18 Monaten lernen viele Kinder das Laufen. Manche Kinderärzte fragen sich daher, ob diese Kleinkinder einfach zu unruhig oder zu aufgeregt sind, um sich auf einen Töpfchenstuhl zu setzen. Sie möchten viel lieber herumlaufen.

Was auch immer die Ursache des Widerstands ist, es ist wichtig, angemessen darauf zu reagieren.

Der Versuch, die Einhaltung der Regeln mit Nachdruck zu erzwingen, ist keine gute Lösung. Dies kann dazu führen, dass sich dein Kind nicht wohlfühlt und sich noch mehr dagegen sträubt, aufs Töpfchen zu gehen.

Es ist also besser, wenn sich dein Kind sträubt, das Training erst dann wieder aufzunehmen, nachdem du eine Möglichkeit gefunden hast, dein Kind durch Ermutigung, Lob und andere Belohnungen zu motivieren.

Realistische Erwartungen sind unerlässlich.

Kinder unter 18 Monaten werden nicht selbstständig auf die Toilette gehen können. Um sauber und trocken zu bleiben, müssen sie regelmäßig und häufig daran erinnert werden, aufs Töpfchen zu gehen. Und sie brauchen unsere ständige Hilfe, z. B. beim Ausziehen, Abwischen und Spülen.

Und wenn du dich entscheidest, das Training für einen späteren Zeitpunkt aufzuschieben?

Du kannst die Zwischenzeit trotzdem gut nutzen.

Die Zeitspanne vom 12. bis zum 18. Lebensmonat ist der perfekte Zeitpunkt, um über die Vorbereitung auf das Töpfchentraining nachzudenken – über die Fähigkeiten und Neigungen, die deinem Kind später helfen werden, die komplexen Toilettengänge zu meistern. Du kannst das Töpfchentraining erleichtern, wenn du dein Kind Monate im Voraus aktiv darauf vorbereitest.

Töpfchentraining mit 18 bis 24 Monaten

Wie ich bereits erwähnt habe, können Kinder, die sich gegen das Sitzen auf dem Töpfchen sträuben, nach 18 Monaten nachgiebiger werden. Ist dieser Zeitraum – 18 bis 24 Monate – also ein guter Zeitpunkt für das Töpfchentraining?

Viele Kinderärzte aus westlichen Ländern sagen ja – sofern dein Kind bereits Anzeichen für die Bereitschaft zum Töpfchentraining zeigt.

Was sind diese Anzeichen?

Die einfache Antwort lautet: Die Anzeichen umfassen wichtige Meilensteine in der Entwicklung (wie die Fähigkeit zu laufen) sowie Anzeichen dafür, dass dein Kind motiviert ist: Dein Kind bittet darum, einen Töpfchenstuhl zu benutzen, oder sagt dir, dass es eine Unterhose tragen möchte.

Wie wichtig sind diese Anzeichen? Sollte man wirklich auf sie warten?

Die Antwort hängt davon ab, welches Ziel du vor Augen hast.

Ist es dein Ziel, dass dein Kind ins Bad geht und sich selbstständig aufs Töpfchen setzt, solltest du natürlich warten, bis es laufen kann.

Falls du an einfacheres Ziel im Sinn hast – etwas, das eher der von Eltern unterstützten Trockenheit entspricht, die wir bereits besprochen haben -, dann solltest du vielleicht nicht so lange warten.

Doch bedenke. Es gibt ein besonderes Merkmal für die Bereitschaft, das für den langfristigen Erfolg besonders wichtig zu sein scheint: Das Gespür eines Kindes für die Signale seines Körpers und seine Fähigkeit, darüber zu sprechen.

In einer Studie, die die Fortschritte von 270 Kleinkindern verfolgte, fanden Forscher heraus, dass nur drei Anzeichen für die Bereitschaft den Erfolg des Töpfchentrainings voraussagen. Ein vielversprechendes Zeichen war, wenn ein Kind seine Hose an- und ausziehen konnte. Ein anderes war, wenn ein Kind stolz war, Dinge selbstständig tun zu können.

Das beste Anzeichen war jedoch, wenn das Kind „ein Bedürfnis nach Entleerung äußert und weiß, ob es klein oder groß muss“.

Falls dein Kind diese wichtigen Anzeichen also noch nicht aufweist, ist es sinnvoll, diese zu fördern. Sprich mit deinem Kind darüber, wie es sich fühlt, wenn es sich entleert und bringe ihm die nötigen Worte bei, um diese Gefühle auszudrücken.

Sobald dein Kind damit anfängt, solltest du daran denken, dass es lange dauern kann, bis dein Kind die Fähigkeiten und die erforderliche Reife hat, um „alleine“ zu gehen.

Selbst nach dem Training sind die meisten Kinder noch nicht bereit, unbeaufsichtigt auf die Toilette zu gehen, bevor sie mindestens 36 Monate alt sind.

Töpfchentraining nach dem 24. Monat: Die Vor- und Nachteile verstehen

Wie ich bereits zu Anfang dieses Artikels erwähnte, hat es in den Vereinigten Staaten und anderen westlichen Ländern einen historischen Wandel gegeben. Die meisten Eltern verschieben heutzutage das Töpfchentraining, bis ihre Kinder über 24 Monate alt sind. Ist das vorteilhaft für die Familie? Oder für die Kinder?

Es gibt mindestens einen denkbaren Vorteil, so lange zu warten: Das Kind ist in seiner Entwicklung weiter fortgeschritten, so dass es schneller die Fähigkeiten entwickelt, die es für eine wahre Unabhängigkeit beim Toilettengang braucht.

Du musst vielleicht trotzdem deine Erwartungen überdenken. Vergiss nicht, dass die meisten Kinder weiterhin unsere Hilfe beim Toilettengang brauchen, bis sie mindestens 36 Monate alt sind. Doch im Alter von 24 Monaten sind viele Kinder schon so weit, dass sie fortgeschrittene Fähigkeiten wie das Hoch- und Runterziehen der Hose, das Abwischen und das Händewaschen erlernen können.

Ein weiterer möglicher Vorteil: Ältere Kinder lernen eventuell schneller.

Als Forscher/innen die Entwicklung von mehr als 250 amerikanischen Kindern verfolgten, stellten sie fest, dass Kinder, die nach dem Alter von 24 Monaten mit dem Training begannen, es tendenziell schneller abschlossen.

Eine andere Studie, die mehr als 400 amerikanische Kinder beobachtete, ergab ebenso, dass ältere Kinder ihr Training in kürzerer Zeit absolvierten.

Aber Achtung: Ein verspätetes Töpfchentraining ist mit einem höheren Risiko für Blasenprobleme verbunden.

So haben Studien in mehreren Ländern einen Zusammenhang zwischen spätem Training und einer höheren Wahrscheinlichkeit von Blasenproblemen, darunter Inkontinenz am Tag, im Alter von 5 Jahren festgestellt.

Behalte das im Hinterkopf. Es ist noch unklar, warum es diese Zusammenhänge gibt. Man kann nicht davon ausgehen, dass späteres Training für sich genommen die Ursache für Blasenprobleme ist.

Doch es gibt einige faszinierende Hinweise dafür.

In einer Studie verglichen die Forscher zum Beispiel zwei Gruppen:

  • 47 vietnamesische Kinder (die früh mit dem Töpfchentraining begonnen hatten – meist mit 6 Monaten) und
  • 57 schwedische Kinder (von denen 95 % erst im Alter von mindestens 24 Monaten mit dem Töpfchentraining begannen).

Die Forscher wollten herausfinden, ob der Zeitpunkt des Töpfchentrainings mit Unterschieden in der Entwicklung der Blasenfunktion zusammenhängt. Insbesondere wollten sie erfahren, ob sich Kinder daran gewöhnten, ihre Blase beim Wasserlassen vollständig zu entleeren.

Das ist eine wichtige Angewohnheit, denn wenn wir unsere Blase nicht vollständig leeren, besteht durch den zurückbleibenden Urin ein höheres Risiko, eine Harnwegsinfektion zu entwickeln.

Die Forscherinnen und Forscher untersuchten die Kinder also regelmäßig, als sie älter wurden und tatsächlich gab es einen deutlichen Unterschied zwischen den beiden Gruppen.

Die vietnamesischen Kinder, die früh mit dem Töpfchentraining begonnen hatten, entleerten ihre Blase bereits im Alter von 9 Monaten vollständig.

Im Gegensatz dazu lernten die schwedischen Kinder, die erst nach 24 Monaten mit dem Töpfchentraining begannen, ihre Blase erst im Alter von 36 Monaten vollständig zu entleeren.
Dies sind also Überlegungen, die es abzuwägen gilt. Was ist das Fazit? Was sind die wichtigsten Dinge, an die du denken solltest?

Experten sind sich einig, dass du einen geeigneten Zeitpunkt wählen solltest, wenn dein Kind

  • gesund (keine Verstopfung, Durchfall oder Harnwegsinfektionen);
  • entspannt (nicht gestresst durch neue Umstellungen, wie einen Umzug oder ein neues Baby); und
  • kooperativ ist (nicht in einer rebellischen Phase).

Außerdem ist es eine gute Idee, dein Kind bewusst auf das Toilettentraining vorzubereiten. Wenn Kinder sich ihrer Körpersignale bewusst werden und bereit sind, sie mitzuteilen, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie erfolgreich sind.

Egal, wann du dich für das Töpfchentraining entscheidest, solltest du realistische Erwartungen haben.

Auch wenn sie „trainiert“ sind, werden Kleinkinder beim Toilettengang viel Hilfe benötigen. Das bedeutet nicht, dass dein Kind keine Rückschläge oder Missgeschicke mehr haben wird. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Kindern bis in die Schulzeit hinein gelegentlich Missgeschicke passieren.

Bildquelle: https://unsplash.com/photos/GNHkPsONmac

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