Das Wichtigste vorab: Techniken des schnellen Töpfchentrainings können wirkungsvoll sein, sie sind aber nicht für jedes Kind geeignet. Kinder sollten erst dann damit anfangen, wenn sie gesund, motiviert und in ihrer Entwicklung soweit sind. Außerdem müssen die Bezugspersonen bereit sein, ihre Kinder durch ein intensives, stundenlanges Training zu begleiten.

Um herauszufinden, ob ein schnelles Training das Richtige für deine Familie ist, musst du zunächst wissen, was hierfür überhaupt notwendig ist. Im Folgenden gebe ich hierzu einen detaillierten Überblick über das am besten dokumentierte Verfahren zum „schnellen“ Töpfchentraining. Am Ende des Artikels gehe ich auch auf eine weniger strenge Alternative ein, die so genannte „Bare Bottom Methode“.

Grundlagen der Technik

Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Methoden, die als „schnell“ angepriesen werden. Die meisten mir bekannten Methoden basieren auf der Arbeit von Nathan Azrin und Richard Foxx, zwei Kinderpsychologen und Begründer der Methode „Töpfchentraining in weniger als einem Tag“.

Es ist also hilfreich, die allgemeine Methodik zu verstehen, die sie entwickelt haben, auf denen die folgenden Trainingsmethoden beruhen:

  • Ermutige dein Kind dazu, vor und während des Trainings viel zu trinken.
  • Zeige deinem Kind spielerisch, wie man richtig auf die Toilette geht.
  • Positive Anreize geben (z. B. Belohnungen für das richtige Benutzen des Töpfchens)
  • Häufiges Üben (sogenannte „Töpfchensitzungen“)
  • Übermäßiges Korrigieren von Missgeschicken (z. B. indem du dein Kind sofort nach dem Einnässen aufs Töpfchen gehen lässt)

Welche Bedingungen müssen für diese Methode erfüllt sein?

Azrin und Foxx betonen, dass ein Kind gesund sein sollte. Du solltest vor allem dann nicht versuchen, mit dem Training zu beginnen, wenn dein Kind unter Durchfall, Verstopfung oder Symptomen einer Harnwegsinfektion leidet.

Das Trainingsprogramm ist grundsätzlich nur für Kinder gedacht, die bestimmte Anzeichen von Bereitschaft zeigen.

Laut Azrin und Foxx sollten Kinder darüber hinaus mindestens 20 Monate alt sein und in der Lage sein

  • selbständig zu sitzen;
  • zu gehen;
  • einige Stunden am Stück trocken zu bleiben;
  • eine locker sitzende Unterhose selbstständig hoch- und runterziehen zu können;
  • nachzuahmen;
  • eine volle Blase zu erkennen;
  • auf Körperteile zeigen zu können, die du benennst;
  • Gegenstände für dichzu aufheben; und
  • einfache Anweisungen wie „Setz die Puppe auf das Töpfchen“ zu befolgen.

Es ist auch wichtig, realistische Erwartungen zu haben.

Der Titel „Töpfchentraining in weniger als einem Tag“ ist an dieser Stelle nämlich ein wenig irreführend. Vielleicht gelingt deinem Kind der Durchbruch tatsächlich schon in einer einzigen Trainingseinheit. Aber du wirst bereits vor dieser ersten Trainingseinheit Vorbereitungen treffen müssen. Für Eltern gibt es nämlich eine erhebliche Menge an Vorbereitungen.

Außerdem spricht diese Methode nicht das Bettnässen an. Sie beseitigt auch nicht das gelegentliche Malheur tagsüber.

Die meisten kleinen Kinder – selbst diejenigen, die tagsüber bereits trocken sind – nässen ab und an ins Bett, jedenfalls bis sie mindestens vier Jahre alt sind.

Und auch „tagsüber trocken sein“ bedeutet nicht gleich Perfektion. Egal, welche Methode des Töpfchentrainings angewendet wird, man sollte damit rechnen, dass ein Kind gelegentlich in die Hose macht. Das ist in seiner Entwicklung ganz normal.

Wie funktioniert das schnelle Töpfchentraining?

Wir gehen die folgende Darstellung in drei Teilen an, angefangen bei den Vorbereitungen, die du treffen musst, bis hin zu den zwei Trainingsphasen.

1. Plane und bereite die Räumlichkeiten vor.

  • Plane einen Zeitraum ein (4 bis 6 Stunden), in dem du und dein Kind euch konzentrieren könnt. Sorge dafür, dass es keinerlei Ablenkungen gibt, auch nicht durch Geschwister oder andere Familienmitglieder.
  • Wähle einen angemessenen Ort für das Training. Es sollte ein Ort sein, der groß genug ist, um darin zu spielen, und der relativ leicht zu reinigen ist. Azrin und Foxx schlagen hierzu die Küche vor.
  • Organisiere dein Equipment. Du brauchst ein Töpfchen, Essen und Trinken für dein Kind und eine Puppe mit einer abnehmbaren Windel. Die Autoren raten außerdem dazu, eine Puppe zu benutzen, die trinken und „urinieren“ kann (d.h. Wasser, das ihr in den Mund geschüttet wurde, ausscheiden). Du kannst jedoch auch eine herkömmliche Puppe verwenden, wenn du in der Lage bist, die Special Effects mit etwas Geschick auf andere Art und Weise umzusetzen.
  • Ziehe deinem Kind nur eine locker sitzende Trainingshose an (und nichts anderes). Zusätzliche Kleidung kann verhindern, dass Kinder in der Lage sind ihre Hosen schnell herunterzuziehen.
  • Bereite dich darauf vor, dein Kind dazu zu ermuntern, viel zu trinken. Falls dein Kind nicht durstig ist, kannst du ihm einen gesalzenen Snack anbieten. Ermutige dein Kind auch während des Trainings immer wieder zu trinken. Du willst, dass dein Kind oft Harndrang verspürt, damit es reichlich Gelegenheiten zum Üben der Benutzung des Töpfchens hat.

2. Beginne die erste Phase des Trainings:

Demonstriere mit der Puppe, die richtige Benutzung des Töpfchens.

Die Idee dahinter ist, dass du mit deinem Kind spielerisch übst.

Gib der Puppe zu Beginn etwas zu trinken. Sag deinem Kind dann, dass die Puppe aufs Töpfchen muss.

Begleite dein Kind dabei, wie es

  • die Windel der Puppe entfernt,
  • die Puppe auf das Töpfchen setzt,
  • darauf wartet, dass die Puppe „uriniert“.
  • Du lobst und belohnst die Puppe, wenn sie es tut.

Setze andere Aspekte der Routine fort, wie das Entleeren des „Urins“ der Puppe aus dem Töpfchen und das Händewaschen.

Prüfe außerdem regelmäßig, ob die Puppe „trocken“ ist. Frag dein Kind: Ist die Windel der Puppe trocken oder nass?

Wenn du feststellst, dass die Windel trocken ist, bekommt die Puppe eine zusätzliche Belohnung.

Ist die Windel nass, erkläre ihr, dass sich große Kinder nicht in die Hose machen. Und dann „überkorrigierst“ du den Fehler der Puppe, indem du sofort die gesamte Töpfchenroutine wiederholst – Windel entfernen, sitzen, auf das Wasserlassen warten und eine Belohnung geben.

Azrin und Foxx schlagen vor, dass du die Puppenvorführung so lange wiederholst, bis dein Kind die Schritte verstanden hat.

Das dauert meist nicht länger als eine Stunde.

3. Beginne mit der direkten Lernphase

Nun ist es an der Zeit, dass dein Kind seine gelernten Fähigkeiten auf die Probe stellt. Befolge die gleichen, vertrauten Schritte, die du mit der Puppe gemacht hast.

  • Ermutige dein Kind dazu, zu trinken.
  • Wenn dein Kind bereit ist zu urinieren, hilf ihm, sich auf das Töpfchen zu setzen.
  • Lobe und belohne es, wenn es erfolgreich in das Töpfchen macht.
  • Frag dein Kind etwa alle 15 Minuten, ob seine Hose trocken ist.
  • Wenn dein Kind in die Hose macht, korrigierst du es umgehend.

Beginne außerdem, das Hinsetzen zu üben. Bitte dein Kind, etwa alle 30 Minuten zu versuchen, auf die Toilette zu gehen, auch wenn es keinen akuten Drang verspürt.

Wie hoch sind die Erfolgsquoten dieses Training?

Aus unerfindlichen Gründen gibt es nur sehr wenige Studien zu diesem Thema. Bislang wurden nur eine Handvoll von Fachleuten geprüfter Studien über „Techniken für ein schnelles Töpfchentraining“ veröffentlicht.

Doch wir wissen Folgendes: Als Azrin und Foxx ihre eigene Trainingsmethode an 34 Kindern testeten, beendete ein Kind das Training durchschnittlich nach 3,9 Stunden und wies in der Woche nach dem Training einen Rückgang der Missgeschicke um 97 % auf.

Andere Forschende berichten zwar von weniger beeindruckenden Ergebnissen, doch die Resultate sind dennoch vielversprechend.

So wurden in einer noch unveröffentlichten Dissertationsstudie 71 Kinder im Alter zwischen 18 und 35 Monaten nach dem Zufallsprinzip entweder der

  • Methode von Azrin und Foxx oder
  • einer alternativen, stufenweisen Herangehensweise an das Töpfchentraining (die Spock-Methode)

zugeordnet.

Kinder, die mit der Azrin- und Foxx-Methode trainiert wurden, zeigten frühere Fortschritte.

Eine andere, nicht-randomisierte Studie untersuchte die Ergebnisse von 49 Kindern, deren Eltern in der Azrin- und Foxx-Methode unterrichtet wurden.

Die Eltern nahmen an drei wöchentlichen Kursen teil. Außerdem erhielten sie telefonische Beratung. Am Tag des Trainings mit den Kindern dauerte die durchschnittliche Trainingseinheit 4,5 Stunden. Und die Ergebnisse?

Rund 77% der Kinder gelang das Töpfchentraining erfolgreich, die Ergebnisse hingen aber stark vom Alter ab.
Bei Kindern jünger als 25 Monate war die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie es nicht schafften; 9 der 10 Kinder, die das Trainingsprogramm vorzeitig beendeten, gehörten zu dieser Altersgruppe. Bei den Kindern älter als 25 Monate lag die Erfolgsquote bei 93%. Acht Wochen nach dem Training hatten die Kinder im Durchschnitt weniger als ein Missgeschick pro Tag.

In einer weiteren, viel kleineren Studie wurden die Kinder entweder von ihren eigenen Müttern oder von einem erfahrenen Trainer betreut. Die Kinder wurden in zwei 4-stündigen Sitzungen mit dem Training vertraut gemacht, und die Ergebnisse waren je nach Bedingung unterschiedlich.

Vier der 5 Kinder, die mit dem Training durch die erfahrene Trainerin geübt hatten, waren erfolgreich. Nur 2 der 5 Kinder, die von ihren eigenen Müttern trainiert wurden, waren erfolgreich. Aufgrund der geringen Anzahl der Teilnehmer/innen sind diese Ergebnisse allerdings nicht statistisch signifikant.

Alles in allem deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass die Techniken von Azrin und Foxx zum Töpfchentraining durchaus effektiv sein können. Die wenigen Forschungsergebnisse sagen jedoch fast nichts darüber aus, wie die Fast-Track-Methoden im Vergleich mit anderen Trainingsprogrammen abschneidet.

Wie Forschende der University of Alberta anmerken, sind deshalb weitere Studien notwendig, um herauszufinden, ob eine bestimmte Methode des Töpfchentrainings besser ist als die anderen. Außerdem brauchen wir mehr Forschung, um zu untersuchen

  • wie sich die jeweiligen Eigenschaften von Eltern und Kindern auf den Erfolg des Töpfchentrainings auswirken und
  • ob es bei bestimmten Methoden des Töpfchentrainings langfristige, negative Begleiterscheinungen gibt.

Manche Eltern haben berichtet, dass ihre Kinder während des Trainings unruhig wurden. In diesem Fall ist es am besten, sich zurückzuhalten. Ein aufgebrachtes, unkooperatives Kind zu drängen, kann zu Verhaltensstörungen führen und wird mit ziemlicher Sicherheit kein erfolgreiches Töpfchentraining zur Folge haben.

Die „Bare-Bottom-Methode“ – Eine Alternative

Wenn das Wetter schön ist und du Zugang zu einem Garten oder einer Terrasse hast, könntest du die „Bare-Bottom-Methode“ in Betracht ziehen.

Der Kinderarzt Dr. Barton Schmidt empfiehlt diese Methode für Kinder ab 30 Monaten, die bereits mit elterlicher Hilfe auf das Töpfchen gehen. Falls dein Kind bereits mit dem Töpfchen vertraut ist, aber noch nicht selbstständig auf die Toilette gehen kann, könnte die Bare-Bottom-Methode ihm helfen, den endgültigen Durchbruch zu schaffen.

Wie funktioniert sie?

Laut Schmidt solltest du mindestens einen sechsstündigen Zeitraum (oder ein Wochenende) für das Töpfchentraining einplanen. Für einige Kinder sind vielleicht mehrere Sessions an aufeinanderfolgenden Tagen nötig.

Ziehe dein Kind für jede Session bis zur Hüfte aus und lass es spielen. Gib deinem Kind viel zu trinken, damit es häufig Wasser lassen muss. Sorge dafür, dass dein Kind immer in der Nähe eines Töpfchens ist.

Sei bei deinem Kind, aber fordere es nicht auf, sich auf das Töpfchen zu setzen.

Sei heiter und lass dein Kind die Dinge selbst in die Hand nehmen. Mach Missgeschicke weg, ohne Belehrungen oder Lektionen zu erteilen. Sei heiter und liebevoll.

Du kannst diese Methode auch drinnen ausprobieren, aber es ist natürlich einfacher, Missgeschicke zu beseitigen, wenn dein Kind draußen ist. Und wo auch immer du die Sessions abhältst, sorge dafür, dass dein Kind nicht friert oder sich unwohl fühlt. Du möchtest, dass diese Erfahrung angenehm ist – nicht stressig.

Es gibt zwar noch keine wissenschaftlichen Studien, die diesen Ansatz bewerten, aber Dr. Schmidt berichtet von einer hohen Erfolgsquote bei seinen Patienten. Ähnliches behauptet auch der Psychologe John Rosemond.

Bildquelle: https://unsplash.com/photos/3HoHDoFL5gM

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