Die Richtlinien zur Prävention von SIDS (sudden infant death syndrome – Plötzlicher Kindstod) sind ähnlich wie die Richtlinien zur Prävention von Krebs. Forscherinnen und Forscher behaupten nicht, dass sie wissen, wie man SIDS im Einzelfall verhindern kann, aber sie haben eine Reihe von Verhaltensweisen identifiziert, die das Risiko eines plötzlichen Kindstods zu erhöhen scheinen.

Handlungen und Verhaltensweisen, die das Risiko vom plötzlichen Kindstod erhöhen können:

  • Schlafen in der Bauchlage (d.h. Schlafen auf dem Bauch)
  • Schlafen auf einer weichen Oberfläche (einschließlich einer weichen Matratze, eines weichen Kissens oder einer weichen Bettdecke)
  • Gebrauch von Kissen oder anderen weichen Gegenständen, die das Gesicht verdecken könnten
  • Rauchende Mütter oder andere Haushaltsmitglieder
  • Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft
  • Überhitzung des Babys (durch zu viel Kleidung oder das Aufdrehen der Heizung)

Warum sind diese Handlungen riskant?

In manchen Fällen besteht die Gefahr des Erstickens. In anderen Fällen liegt es daran, dass sie die Aufwachfunktion des Babys beeinträchtigen können, denn viele Forscherinnen und Forscher glauben, dass SIDS dadurch verursacht wird, dass das Baby während eines möglicherweise lebensbedrohlichen Vorfalls, wie z. B. einer schweren Episode von Schlafapnoe nicht aufwacht. Schlafapnoe ist eine Erschlaffung der Muskulatur in den oberen Atemwegen, wodurch der Körper nicht genug Sauerstoff bekommt.

Weitere Aspekte, die positiven oder negativen Einfluss auf das Risiko von SIDS haben

Es gibt noch einige andere Verhaltensweisen, die einen Einfluss auf das SIDS-Risiko haben können.

Stillen

Analysen von SIDS-Fällen deuten darauf hin, dass Stillen eine vorbeugende Wirkung gegen SIDS hat. Im Vergleich zu Kontrollgruppen hatten gestillte Babys ein geringeres Risiko, an SIDS zu sterben, selbst wenn man den sozialen und wirtschaftlichen Stand der Mutter, die Schlafposition des Babys, das Rauchen und das gemeinsame Schlafen berücksichtigte.

Und warum? Es ist möglich, dass gesundheitsbewusste Mütter eher stillen. In diesem Fall ist das Stillen nicht die Ursache für die niedrigeren SIDS-Raten, sondern lediglich ein Zeichen für einen Lebensstil, der mit Maßnahmen zur Prävention von SIDS verbunden ist.

Allerdings gibt es Anhaltspunkte dafür, dass viel mehr dahinter steckt. Studien zeigen, dass gestillte Babys leichter aufwachen. Zudem wirkt sich das Stillen positiv auf das Immunsystem des Babys aus. Dadurch sind Babys weniger anfällig für Infektionen, die zu SIDS führen könnten.

Im selben Zimmer oder Bett mit deinem Baby schlafen

Untersuchungen haben gezeigt, dass Babys, die im selben Bett wie ihre Mütter schlafen, häufiger aus dem Schlaf gerissen werden, was das SIDS-Risiko verringern könnte. Einige Forschende nehmen sogar an, dass die niedrige SIDS-Rate in Japan zum Teil auf die traditionelle japanische Praxis des gemeinsamen Schlafens von Mutter und Kind zurückzuführen ist.

Studien in westlichen Ländern haben jedoch keinen solchen schützenden Effekt gezeigt. Im Gegenteil: Eine aktuelle Studie über die SIDS-Raten in Europa ergab, dass das Schlafen in einem gemeinsamen Bett das SIDS-Risiko für Säuglinge unter 20 Wochen erhöht. Wie Edwin Mitchell und Peter Blair anmerken, könnten einige Todesfälle verhindert werden, wenn Eltern besser über dieses Risiko aufgeklärt würden.

Das Teilen eines Bettes ist aber nicht die einzige Möglichkeit des gemeinsamen Schlafens, und eines scheint unumstritten zu sein: Das Schlafen in der Nähe der Eltern, aber auf einer getrennten, kindgerechten Schlafunterlage, ist eine gute Möglichkeit, das Risiko zu minimieren. In einer großen Studie über europäische SIDS-Fälle fanden Forschende heraus, dass die SIDS-Rate bei Babys am niedrigsten war, die im selben Raum wie ihre Eltern schliefen, aber in einem eigenen Bettchen.

Verwendung eines Ventilators

Sowohl Überhitzung als auch ein hoher CO2-Gehalt setzen Babys einem größeren Risiko aus. Heißt das, dass wir das SIDS-Risiko senken können, wenn wir die Belüftung des Schlafzimmers verbessern? Das ist noch nicht ganz klar, aber es scheint durchaus möglich. Eine Studie über SIDS-Fälle in Kalifornien ergab, dass die Gefahr, dass ein Baby in einem heißen Zimmer an SIDS stirbt, geringer ist, wenn ein Ventilator verwendet wird.

Schnuller

Viele Menschen lehnen Schnuller ab. Das hängt damit zusammen, dass die dauerhafte Nutzung eines Schnullers das normale Wachstum des Gaumens eines Babys beeinträchtigen kann. Außerdem deuten Umfragen darauf hin, dass der Gebrauch von Schnullern die Dauer des Stillens verkürzen kann. Zudem hat eine aktuelle Umfrage einen Zusammenhang zwischen Schnullern und akuter Ohrenentzündung aufgedeckt.

Dennoch gibt es möglicherweise eine gute Seite. Untersuchungen von SIDS-Fällen zeigen immer wieder, dass Babys, die Schnuller benutzten, seltener an SIDS sterben. Wieso das so ist, ist noch unklar. Die scheinbar schützende Wirkung wurde sowohl bei gestillten als auch bei Babys die mit dem Fläschchen gefüttert wurden festgestellt.

Impfungen

Einige befürchten, dass Impfungen SIDS verursachen. Die Forschung hat jedoch das Gegenteil bewiesen. Als Forschende den Zeitabschnitt kurz nach der Impfung von Babys untersuchten, fanden sie keine Hinweise auf einen Anstieg des plötzlichen Kindstods. Und in einer Metaanalyse veröffentlichter SIDS-Studien fanden Forschende heraus, dass die SIDS-Fälle bei geimpften Babys fast 50 % weniger waren.

Es macht Sinn, dass Impfungen das SIDS-Risiko verringern können. Geimpfte Babys sind weniger anfällig für Krankheiten, die einen SIDS-Fall auslösen könnten. Aber da Ärzte die Impfungen oft verzögern, wenn Babys krank waren, ist es auch möglich, dass die geimpften Babys von vornherein gesünder waren. Es sind weitere Studien nötig, um zwischen diesen verschiedenen Begründungen zu unterscheiden.

Einwickeln

Babys, die eingewickelt werden, schrecken im Schlaf seltener auf. Außerdem werden sie während der Schlafphase, die als Non-REM-Schlaf bezeichnet wird, seltener wach und sind während der Phase, die als REM-Schlaf bezeichnet wird, kürzer wach. REM stammt aus dem Englischen und bedeutet soviel wie schnelle Augenbewegungen während des Schlafens.

Dies deutet darauf hin, dass eingewickelte Säuglinge tiefer schlafen, wodurch sie ein höheres Risiko für SIDS haben könnten. Und epidemiologische Studien unterstützen diese Annahme.

Das höchste Risiko besteht für Säuglinge, die eingewickelt werden und auf dem Bauch liegen. Ältere Babys, die sich umdrehen können, haben außerdem ein erhöhtes Risiko, selbst wenn sie von ihren Eltern auf dem Rücken ins Bett gelegt werden.

Einige Fall-Kontroll-Studien berichten zwar, dass das Einwickeln für bestimmte Säuglinge kein erhöhtes Risiko darstellt – nämlich für Babys, die auf dem Rücken schlafen und noch zu klein sind, um sich umzudrehen -, aber eine aktuelle Meta-Analyse ergab, dass auch diese Babys ein geringfügig höheres Risiko aufweisen.

Deshalb raten Experten dringend zu Einhaltung von Vorsichtsmaßnahmen: Sie sollten Babys auf den Rücken legen, sicherstellen, dass sie sich nicht umdrehen, und das Einwickeln aufgeben, sobald sie alt genug sind, um sich selbst umzudrehen. Zudem ist es wichtig, nicht zu eng einzuwickeln. Die Babys sollten ihre Hüften und Knie frei bewegen können, und ihre Brust sollte nicht eingeengt werden.

Zusammenfassung – Diese Aspekte solltest du zur Prävention von SIDS beachten:

  • Leg dein Baby auf den Rücken, wenn es Zeit zum Schlafen ist.
  • Sorge dafür, dass die Liegefläche deines Babys fest ist.
  • Gesicht und Kopf des Babys sollten nicht zugedeckt sein.
  • Vermeide eine Überhitzung des Babys.
  • Entferne Kissen, Kuscheltiere und lockeres Bettzeug aus dem Bett deines Babys.
  • Wickle dein Baby nicht ein, wenn es alt genug ist, sich auf den Bauch zu drehen.

Außerdem:

  • In der Schwangerschaft sollte nicht geraucht werden und Babys sollten keinem Passivrauchen ausgesetzt sein.
  • Stillen kann Babys helfen, schneller aus dem Schlaf zu erwachen und potenziell gefährliche Entzündungen zu vermeiden.
  • Die meisten Forscher und Forscherinnen empfehlen, dass Babys im selben Zimmer wie ihre Eltern aber im eigenen Bettchen schlafen sollten.
  • Eltern, die an einem gemeinsamen Bett interessiert sind, sollten sich über die bekannten Gefahren informieren.
  • An besonders heißen Tagen kann die Verwendung eines Ventilators das SIDS-Risiko verringern.
  • Die Verwendung von Schnullern, die in mancher Hinsicht unerwünscht ist, könnte zur SIDS-Prävention beitragen. Allerdings ist nicht bekannt, warum.
  • Obwohl die Zusammenhänge unklar sind, sterben Babys, die geimpft sind, seltener an SIDS.

Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/nahaufnahmefoto-des-schlafenden-babys-2111997/

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