Letztes Jahr, als mein Ältester in den Kindergarten kam, stellte ich fest, dass ich so eine Art gespaltene Persönlichkeit habe. Es gibt eine Version von mir im Schuljahr und dann eine ganz andere Version außerhalb des Schuljahres in den Sommerferien. Das Elternschaft und Schule für mich etwas Neues waren, war die Schuljahresversion von mir, um ehrlich zu sein, definitiv nicht die beste Version von mir.

Zu dieser Zeit versuchte ich einfach nur, das Schulschiff irgendwie am Laufen zu halten und merkte gar nicht, wie unangenehm ich dabei war. Ich bereitete das Mittagessen zu, holte die Familie aus dem Bett, machte die Rucksäcke fertig und packte die Pausenbrote für die Schule mit hinzu – was ich übrigens am allerersten Morgen völlig vergaß.

Als die Schule begann, verwandelte ich mich in jemanden, den die Leute um mich herum mit ziemlicher Sicherheit nicht besonders mochten – jemanden, den ich selbst nicht einmal besonders mochte.

Und dann kam endlich dieser Sommer, und er war ein absoluter Glücksfall. Wir konnten länger schlafen, in den Urlaub fahren, Filme auch noch nach der regulären Schlafenszeit ansehen, nach dem Abendessen noch in den Pool springen, grundlos Eis essen gehen, Stammgäste in der Bücherei werden und die Bücher verschlingen, mit denen wir unsere Tragetasche gefüllt hatten. Mit anderen Worten: Wir konnten aufatmen, weil unsere Struktur lockerer war und die Anforderungen an unsere Zeit auch.

Und jetzt sind wir wieder hier am Anfangspunkt, kurz vor dem Schulanfang. Und ich muss wirklich sagen, dass ich mich nicht besonders darauf freue. Ich hasse es, früh aufzustehen, Pausenbrote zu machen und so zu tun, als wäre ich gut gelaunt, wenn ich meine Kinder aufwecke. Ich hasse es, sie mit Hausaufgaben und frühen Schlafenszeiten zu nerven. Ich hasse es, wenn der Alltag unser Leben wieder in Beschlag nimmt. Da es aber unvermeidlich ist, versuche ich, die nächsten Wochen zu nutzen, um herauszufinden, was ich tun kann, um den Wiedereinstieg in die reale Welt besser zu gestalten.

Letztes Jahr habe ich auf die harte Tour gelernt, dass mir die Schulzeit und der richtige Umgang hiermit nicht gerade in den Schoß fällt. Dieses Jahr liegt es also an mir, mit offenen Augen in diese Phase zu gehen und herauszufinden, wie ich mein Schuljahr so gestalten kann, dass ich nicht wie so ein gestresster Idiot auf alle wirke, denen ich begegne. Vielleicht kannst auch du die folgenden Tipps gebrauchen, die ich für mich zusammengestellt habe.

1. Finde heraus, zu welcher Tageszeit du am meisten gestresst bist und vereinfache

Vielleicht ist die Tageszeit, die dich am Meisten stresst der Morgen. Dann kannst du versuchen schon am vorigen Abend einige Vorkehrungen zu treffen, indem dir schonmal das Mittagessen für den nächsten Tag vorbereitest, die Snacks einpackst und auch die Hausaufgaben schon am Abend vorher erledigt und sicher im Rucksack verstaut sind.
Vielleicht ist die für dich stressigste Zeit aber die vor dem Schlafengehen – dann versuche so viele „Pflichtaufgaben“ wie möglich früher zu erledigen. Lass deine Kinder die Hausaufgaben erledigen, sobald sie nach Hause kommen. Und lass das gemeinsames Lesen schon vor dem Abendessen stattfinden.

2. Biete deinen Kindern Beständigkeit

Die Zeit zu Beginn eines Schuljahres ist für die Kinder meistens besonders anstrengend, da sie sich an neue Lehrerinnen und Lehrer gewöhnen müssen. Sie haben wieder eine ganz neue Routine, und Fragen wie mit wem sie zu Mittag essen und mit wem sie den Bus nach Hause nehmen können wichtige Themen sein, die sie beschäftigen. Sie brauchen etwas Normalität und das Gefühl, dass ihr Leben eine gewisse Beständigkeit hat. Deshalb solltest du dir bewusst Zeit nehmen, um mit deinen Kindern unter vier Augen zu sprechen.

Sei neugierig und stelle Fragen wie: „Was ist bisher das Beste am neuen Schuljahr? Was war das Frustrierendste? Gibt es etwas, das du gerne anders hättest? Was wird morgen noch besser werden als heute?“

Nimm dir für jedes einzelne Kind viel Zeit. Hierdurch kannst du sicherstellen, dass die Botschaft „Ich liebe dich, ich achte auf dich und ich möchte, dass du das Jahr so gut wie möglich beginnst“ vermittelt wird.

3. Plane Pausen ein

In den ersten Wochen des Schuljahres kann dir die Länge des Schuljahres endlos vorkommen. Aber im Schulkalender sind kleine Pausen strategisch platziert. Diese freien Tage und kurzen Ferien hier und da sind ein wichtiger Ankerpunkt für uns. Nutze diese Tage bewusst. Du musst nicht in den Winterferien zum Skifahren gehen oder in den Frühjahrsferien eine Disney-Kreuzfahrt machen, um eine Pause zu genießen. Nimm dir vor, diese Tage gemeinsam mit deinen Kindern und weniger Struktur einfach zu genießen.

4. Nimm dir viel Zeit für Empathie und Mitgefühl

Veränderungen sind für jeden schwer. Für Eltern wie für Kinder. Wir können uns dafür entscheiden, unseren Kindern und uns selbst gegenüber viel Mitgefühl zu zeigen, während wir daran arbeiten, eine neue Normalität zu schaffen. Bei keinem läuft es perfekt. Für niemanden ist der Morgen reibungslos. Niemand ist frei von Emotionen oder Ängsten, wenn er in ein neues Jahr startet. Sei also nachsichtig mit dir selbst und den Menschen um dich herum.

Letztes Jahr, als das Schuljahr für uns zum ersten Mal begann, wurde mir die Zeit ganz besonders bewusst. Wie schnell sie vergeht. Und dafür war ich dankbar. So schwer der Schulbeginn auch sein mag, so viel Veränderung er auch von uns verlangt und uns auf Trab hält, er erinnert uns auch daran, dass die Zeit mit unseren Kindern begrenzt ist. Also nutze sie. Auch wenn es Hausaufgaben, Schulessen und frühes Aufstehen gibt. Mach es zu etwas Besonderem.

Bildquelle: https://www.pexels.com/photo/teacher-asking-a-question-to-the-class-5212345/

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