Kinder aller Altersgruppen sind Meister darin, den elterlichen Willen zu brechen, wenn sie wegen Sicherheitsbedenken oder wegen mangelnder Angemessenheit die Erlaubnis verweigern, irgendwohin zu gehen. Leider wenden viele Kinder lästige Methoden an, wie zum Beispiel:

  • Wiederholungen (Kann ich gehen? Kann ich? Kann ich?);
  • Hinterfragen (Warum darf ich nicht gehen?);
  • Schuldgefühle (Du lässt mich nie irgendwo hingehen!);
  • Nörgeln (Kann ich, kann ich, kann ich gehen, bitte!) und
  • Jammern (Maaaaaann! Waruuum darf ich nicht miiiiit?)

Oft sind wir so erschöpft, dass wir einfach nachgeben, nur um unsere Ruhe zu haben. Dies sind für Kinder nützliche Strategien, um zu erreichen, was sie wollen.

Hier ein Beispiel:

„Amelie, ich weiß nicht, ob ich dir erlauben kann, zusammen mit deinen Freunden im Zug in die Stadt zu fahren. Ich mache mir Sorgen, dass es nicht sicher ist. Bitte überzeuge mich, dass du sicher wieder zu Hause ankommst.“

Diese Antwort überlässt es dem Kind oder der/dem Jugendlichen, sich Gedanken zu machen, um deine Einwände zu entkräften. Höre dir die Antwort genau an, denn sie gibt dir Aufschluss darüber, ob das Kind oder der/die Jugendliche wirklich über deine Bedenken nachgedacht hat und sich der Tiefe oder der Tragweite der möglichen Schwierigkeiten bewusst ist.

Kurze Antworten reichen nicht aus.

Wenn sie mit simplen Kommentaren wie, „Ich komme schon klar“, „Wir bleiben zusammen“ und “Ich werde nichts Dummes tun“, antworten, dann sind sie sich wahrscheinlich nicht bewusst oder nicht auf mögliche Schwierigkeiten vorbereitet, die auftreten könnten.

Wenn sie aber eine ausführlichere Antwort geben, zeigen sie, dass sie gewappnet sind. Ein Beispiel dafür könnte sein: „Ich weiß, dass du dir Sorgen machst, dass wir von älteren Kindern im Zug angemacht werden könnten. Das bereitet mir auch Sorgen. Wir werden uns einen Waggon mit vielen Erwachsenen aussuchen und wenn andere Kinder einsteigen, die so aussehen, als ob sie uns ärgern wollen, steigen wir an der nächsten Haltestelle aus.“

Antworten wie die soeben genannte zeigen, dass dein Kind deine Sorgen versteht und dass es einige Strategien entwickelt hat, um gefährliche Situationen zu umgehen. Als Eltern würden wir Gefahren gerne aus dem Leben unserer Kinder ausschließen, aber das ist leider nicht realistisch. Wenn Kinder erwachsen werden, erweitert sich ihre Welt rasant und sie entfernen sich immer weiter von den sicheren vier Wänden ihres Zuhauses und setzen sich neuen und potenziell riskanten Situationen und Menschen aus. Unsere Hoffnung ist, dass unsere Kinder in der Lage sind, Gefahrensituationen so weit wie möglich zu vermeiden oder ihnen zu entgehen. Eine Möglichkeit, dies zu beurteilen, ist, sie zu bitten, dich davon zu überzeugen, dass sie verantwortungsbewusst genug sind, um sich auf neue Situationen und Orte einzulassen.

„Überzeuge mich!“, könnte der klügste Satz sein, den du als Elternteil jemals sagen wirst. Damit kannst du die Plagegeister in die Schranken weisen und gleichzeitig dein Kind oder deinen Jugendlichen dazu bringen, vorauszudenken und sich besser darauf vorzubereiten, seine Schwingen auszubreiten, auch wenn du denkst, dass sie noch nicht so weit sind.

Bildquelle: https://unsplash.com/photos/5Q07sS54D0Q

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