Kann Schlafmangel Stress verursachen? Studien bestätigen, dass wir nach einem schlechten Schlaf tagsüber mehr Stress empfinden. Diese Auswirkungen können sich besonders bei Eltern bemerkbar machen, die sich um mehrere Kinder kümmern und gleichzeitig arbeiten gehen müssen.

Du wachst müde auf. Weil du in der letzten Nacht nicht genug Schlaf bekommen hast, fühlst du dich körperlich unwohl und emotional etwas niedergeschlagen. Im Laufe des Tages merkst du sogar noch einiges mehr. Alles scheint stressiger zu sein als sonst. Die Arbeit. Das Familienleben. Du hast nicht genug Zeit, um dich um deine Kinder zu kümmern und alles im Griff zu behalten.

Wenn dir das bekannt vorkommt, kannst du beruhigt sein. Du bist mit dieser Situation nicht allein, für viele Eltern ist dies die Realität. Schlechter Schlaf löst bei fast allen Menschen Probleme mit der Konzentration und schlechte Laune aus. Er senkt unsere Schmerzgrenze. Und für mindestens eine Bevölkerungsgruppe – nämlich Eltern mit kleinen Kindern – hat Schlafmangel einen besonders starken Effekt auf den psychosozialen Stress. Wenn wir zu wenig schlafen, empfinden wir mit größerer Wahrscheinlichkeit am nächsten Tag mehr Stress.

Nehmen wir zum Beispiel eine Studie mit 102 Eltern, die für ein IT-Unternehmen arbeiten. Die Forscher baten sie, ein Schlaftagebuch zu führen, und riefen die Eltern jeden Abend an, um mit ihnen über ihre täglichen Erfahrungen zu sprechen.

Nachdem sie acht Tage lang Daten sammelten, werteten die Forscher unter der Leitung von Soomi Lee die Ergebnisse aus. Die Beweise waren eindeutig. Wenn Eltern in einer Nacht kürzer schliefen, berichteten sie am nächsten Tag von mehr stressbedingten Problemen. Sie sagten öfter, dass ihre beruflichen Verpflichtungen ihr Familienleben beeinträchtigten. Sie beklagten sich auch häufiger darüber, dass sie nicht genug Zeit für ihre Kinder oder für sich selbst hatten.

Vor kurzem führten Lee und Kollegen eine Studie mit 60 Krankenschwestern durch. Auch hier untersuchten die Forscher sowohl den Schlaf als auch das Gefühl von Stress, aber diese Studie war ein wenig anders. Nur einige der Teilnehmer waren Eltern. Und das Ergebnis? Die Elternschaft spielte eine Rolle.

Die Teilnehmer berichteten, dass sie am Tag nach einer Nacht mit wenig Schlaf häufiger und/oder stärker gestresst waren. Dieser Effekt war jedoch vor allem für Eltern bedeutsam, und er war am stärksten bei Eltern, die mindestens zwei Kinder hatten.

Kann hieraus geschlossen werden, dass Eltern die einzigen Personen sind, bei denen die verheerenden Auswirkungen von Schlafmangel auf die Stressreaktivität auftreten? Offensichtlich nicht. Forscher haben zum Beispiel herausgefunden, dass sowohl Jugendliche als auch junge Erwachsene nach zu wenig Schlaf am nächsten Tag gestresster sind.

Doch es macht Sinn, dass Eltern besonders stark betroffen sind. Sie haben ohnehin sehr viel um die Ohren, vor allem, wenn sie sich hin- und hergerissen fühlen zwischen ihrer finanziellen Verantwortung und der Verantwortung als Elternteil. Es ist auch nachvollziehbar, wenn sich die Familienmitglieder gegenseitig in Stress versetzen und sich gegenseitig in ihrem Schlaf stören. All das hängt zusammen.

Studien bestätigen das Offensichtliche: Wenn wir unter Stress stehen, haben wir Schwierigkeiten, genügend hochwertigen Schlaf zu bekommen. Und Stress selbst ist ansteckend. Sogar Babys merken, wenn wir gestresst sind. Sie reagieren darauf, indem sie selbst noch gestresster werden. Und natürlich beeinflusst Stress auch unser Verhalten gegenüber anderen. Stress kann die Qualität unserer Erziehung beeinträchtigen, indem wir entweder übertrieben auf unsere Kinder reagieren oder uns von ihnen zurückziehen.

Eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass Schlaf sehr wichtig ist, und dass er in vielen Fällen nicht einfach zu beeinflussen ist. Wenn du ein Neugeborenes hast, wirst du viele nächtliche Unterbrechungen hinnehmen müssen. Wenn du ein Kind hast, das von Nachtschrecken, nächtlichen Ängsten oder anderen Schlafproblemen geplagt ist, leidest du wahrscheinlich selbst ebenfalls unter Schlafverlust oder einer schlechteren Schlafqualität. Und wenn du dich zwischen den Anforderungen von Arbeit und Familie eingezwängt fühlst? Dann hast du wahrscheinlich keine Zeit, um den Schlaf zu bekommen, den du wirklich brauchst.

Die Lösung für dieses Dilemma ist aber nicht, zu verzweifeln oder dir selbst die Schuld an der Situation zu geben. Du solltest auch nicht das Gefühl haben, dass deine Familie jede Nacht den perfekten Schlaf bekommen muss. Manchmal kommt etwas dazwischen. Wenn jemand einen besonders stressigen Tag hinter sich hat, beinflusst das ihn auch noch in der Nacht. Vielleicht ist auch jemand krank. Oder besonders hungrig, traurig oder wütend. Es gibt ein besonders lautes Geräusch oder ein bevorstehendes Ereignis, das einem Sorgen macht. Hormonelle Veränderungen können den Schlaf beeinträchtigen. Oder wir fühlen uns einfach zu aufgekratzt, um einzuschlafen.

Gleichzeitig sollte uns diese Studie aber auch daran erinnern, dass guter Schlaf für uns eine Priorität sein sollte, die wir nicht leichtfertig opfern sollten. Um mehr Schlaf zu bekommen und diesen zu verbessern gibt es verschiedene Möglichkeiten. So gibt es verschiedene Arten, Babys dabei zu helfen, ein gutes Schlafverhalten zu entwickeln. Es gibt wissenschaftlich erprobte Taktiken, um Kinder früher ins Bett zu bringen und um mit Schlafproblemen umzugehen.

Bildquelle: https://www.freepik.com/free-photo/unhappy-exhausted-mature-woman-with-closed-eyes-lying-bed-touching-temples-close-up-tired-female-suffering-from-headache-migraine-feeling-unwell-suffering-from-insomnia-lack-sleep_14625961.htm

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